Leihfahrräder:Ordnung muss sein

Chinesische Städte sammeln Zehntausende Leihräder ein und türmen sie auf einer Art Friedhof zu Blechbergen. Das gefiele bestimmt auch den grantelnden Münchnern.

Von Nakissa Salavati

Offenbar granteln auch die Einwohner von Xiamen gerne. Überall diese Fahrräder! Sie parken in der chinesischen Küstenstadt an Stellen, wo sie nicht parken dürfen, sie liegen mit zerdrückten Felgen und fehlenden Sätteln im Gebüsch. Sie nerven. Ordnung muss sein, und so hat die Stadtverwaltung nun Zehntausende Räder eingesammelt und auf eine Art Friedhof verfrachtet. Dort liegen sie nun, ineinander verkeilt, zu Blechbergen getürmt.

Solche Dimensionen kennen selbst die Münchner nicht, die das Granteln erfunden haben und ihren Hass auf die gelben Leihräder von Obike leidenschaftlich pflegen. Sie empfänden sicher Genugtuung, gäbe es in München ebenfalls einen Leihfahrrad-Friedhof dieser Größe - schließlich richten die Münchner die Obikes so zu, dass Wiederbelebung unmöglich wird.

Vandalismus ist offenbar ok, solange man Dinge von schlechter Qualität aus Fernost zerstört. Der Hass auf das Rad hat sogar einen eigenen Instagram-Trend geboren: "sad-obikes". Je trauriger der Anblick, desto mehr Likes. Weil der Firma aus Singapur die Reparatur der ohnehin anfälligen Obikes zu teuer wird, nimmt sie jetzt 6000 der fast 7000 Räder von den Münchner Straßen. Dass die paar Tausend Gefährte nicht annähernd so viel Platz wegnehmen wie die Autos der Stadt, stört die meisten Münchner nicht.

Manche aber träumen: von einem Auto-Friedhof.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: