Lego:Baukastenprinzip

Lego: "Ich hatte ziemlich viel Glück, dass wir relativ schnell die richtige Person gefunden haben." Jørgen Vig Knudstorp.

"Ich hatte ziemlich viel Glück, dass wir relativ schnell die richtige Person gefunden haben." Jørgen Vig Knudstorp.

(Foto: AFP)

Jørgen Vig Knudstorp tauscht schon wieder den Lego-Chef aus. Nach nur acht Monaten ist schon klar, dass ein Neuer an die Spitze des dänischen Spielwarenunternehmens rückt.

Von Silke Bigalke

Als der Lego-Retter vergangenes Jahr als Geschäftsführer abtrat, war das eine Überraschung. Jørgen Vig Knudstorp, 48, hatte das Unternehmen zwölf Jahre lang geführt. Mit ihm kam Lego aus der Krise, wurde zum weltweit zweitstärksten Spielzeugkonzern nach Mattel. Fast wie ein Wunderheiler ist der junge Unternehmer dafür gefeiert worden, der als erster Lego-Chef nicht aus der Eigentümerfamilie kam. Die Familie sei ihm "sehr dankbar", sagte er noch Ende 2015. Vielleicht steckte die Familie auch dahinter, als Knudstorp ein Jahr später aufhörte und kurz danach in den Aufsichtsrat rückte.

Damals ging alles offenbar so schnell, dass er keine gute Idee für seine Nachfolge hatte. Sein Verlegenheitskandidat war der in Indien geborene Brite Bali Padda, der im Januar als erster Nicht-Däne die Geschäftsführung übernahm. Schon da war klar, dass er mit 61 eigentlich zu alt war, um den Job lange zu machen. Man habe daher sofort nach einer Ablösung gesucht, sagte Knudstorp nun der Financial Times. Er habe nur nicht damit gerechnet, so schnell jemanden finden. Bereits im Oktober übernimmt nun Niels Christiansen, 51, der bis Juni das dänische Industrietechnologie-Unternehmens Danfoss geleitet hatte.

Lego kehrt damit also zurück zum Prinzip jung und dänisch, und die Erwartungen an den neuen Chef dürften nach Knudstorps Erfolgen hoch sein. Denn als der 2004 im Alter von 35 Jahren übernahm, war Lego ein Pleitekandidat. Mit Knudstorp als Geschäftsführer wuchs der Umsatz dann zehn Jahre lang in Folge um durchschnittlich 18 Prozent. Ein "übernatürliches Wachstum" sei das gewesen, hat der Kurzzeit-Chef Bali Padda gesagt, als er im Frühjahr die Zahlen für 2016 vorstellte. Es war das erste Jahr, in dem der Erfolg ein wenig eingebrochen und der Umsatz "nur" um sechs Prozent gestiegen war. Padda hatte zuvor 14 Jahre lang für Lego gearbeitet, war zuletzt für die Logistik verantwortlich. Er galt eher als Gegenstück zum jungen, zurückhaltenden Tüftler und begeisterten Lego-Spieler Knudstorp. Der erklärte seinen Erfolg stets damit, dass er sich zurückbesonnen habe auf das, was Lego gut könne: auf die Klötzchen. Zuvor hatten die Eigentümer zu viel experimentiert, mit Freizeitparks, Computerspielen, Kindermode. Diese Dinge überließ Knudstorp lieber anderen, vergab Lizenzen und machte selbst nur noch Umsatz mit Legosteinen.

Seine Liebe zu den bunten Klötzen zeigte er, wann immer er konnte. Sein Chefbüro im dänischen Billund war vollgepackt mit Lego-Schachteln und Lego-Bauwerken. Er hatte immer Verständnis für die erwachsenen Fans, nahm für sie Produkte wie den "Star Wars"-Todesstern oder die Bauwerke der Architecture-Reihe ins Programm und traf sich regelmäßig mit hartgesottenen Afol, "Adult Fans of Lego". Seinen Führungsstil erklärte der ehemalige McKinsey-Mann so, dass er seinen Mitarbeitern viel Freiraum lasse für eigene Ideen.

Gleichzeitig hat Knudstorp weiterhin viel Einfluss bei Lego: Er ist nicht nur Aufsichtsratschef, sondern leitet gemeinsam mit Thomas Kirk Kristiansen, dem Urenkel des Lego-Gründers, die neu geschaffene Lego Brand Group. Darin soll er die Möglichkeiten der Marke ausbauen und die Interessen der Eigentümerfamilie im Konzern vertreten.

Sein Nachfolger Niels Christiansen hatte bereits im März verkündet, dass er Danfoss verlassen werde. Dort geht er, ähnlich wie Knudstorp bei Lego, nach neun Jahren quasi auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Schon als Kind habe er es geliebt, mit Lego-Steinen zu spielen, stellte der 51-Jährige in einer Pressemitteilung klar - auch das hat er also mit dem Lego-Retter Knudstorp gemeinsam. Und wahrscheinlich mit den meisten anderen Dänen.

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