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Legendäre Instrumentefirma:Klavierbauer Steinway wird Privatsache

Bei den Pianos von Steinway & Sons geraten Klaviervirtuosen ins Schwärmen. Die Geschichte der 160 Jahre alten Instrumentefirma war allerdings wechselvoll. Nach 17 Jahren an der Börse will nun eine Private-Equity-Firma mit der berühmten Marke Geld verdienen.

Die vor 160 Jahren von einem deutschen Auswanderer in New York gegründete Pianofirma Steinway wechselt den Besitzer. Dem US-Finanzinvestor Kohlberg & Company ist das börsennotierte Unternehmen 438 Millionen Dollar wert (336 Millionen Euro). Damit endet nach 17 Jahren Steinways Ära als börsengehandeltes Unternehmen. "Steinway wird seiner Mission treu bleiben, die besten Musikinstrumente herzustellen - ohne jeden Kompromiss", versicherte Firmenchef Michael Sweeney.

Der Finanzinvestor Kohlberg & Company bietet 35 Dollar pro Aktie für das gesamte Unternehmen und damit 15 Prozent mehr als der Schlusskurs vom Freitag. Das Steinway-Management hat das Angebot angenommen, allerdings kann es noch 45 Tage lang bessere Offerten einholen. Kommt nichts dazwischen, soll die Übernahme im dritten Quartal abgeschlossen sein. Bradd Kern, dessen Finanzfirma Armored Wolf 12.000 Aktien besitzt und nun verkaufen wird, beschwerte sich über das Angebot: Die Traditionsmarke Steinway habe viel Potenzial, die Papiere dürften nicht so billig verkauft werden.

Private-Equity-Unternehmen wie Kohlberg stehen nicht im Ruf, sich für Firmentraditionen zu interessieren. Gegner werfen der Branche vor, nur auf schnellen Profit aus zu sein. Befürworter sehen sie als Profis, die kränkelnde Firmen umbauen und retten können. Ein Kohlberg-Manager versicherte laut New York Times umgehend, Steinways handwerkliche Tradition werde "erhalten, gefeuert und geschätzt".

Der Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg war 1850 vom Harz in die USA ausgewandert und hatte dort zusammen mit seinen Söhnen 1853 das Unternehmen gegründet. Schnell erwarb sich Henry E. Steinway, wie er sich nun nannte, einen guten Ruf unter Musikern. Das Unternehmen gehörte schon dem Fernsehsender CBS, als der Ausflüge in den Instrumentenbau unternahm, dem Saxophonbauer Selmer. 1996 folgte der Börsengang an der Wall Street. Das Aktienkürzel lautet "LVB" für Ludwig van Beethoven.

Die Konzertflügel von Steinway & Sons stehen auf bedeutenden Bühnen in aller Welt, sie werden heute nur noch in New York und Hamburg gebaut. Die Steinway Musical Instruments Inc. stellt außerdem unter anderem Trompeten (Bach), Saxophone (unter der Marke Henri Selmer Paris), Schlagzeuge (Ludwig), Klarinetten (Leblanc) sowie Hörner (C.G. Conn) her.

Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von 354 Millionen Dollar, etwa zwei Drittel davon mit Konzertflügeln und Klavieren. Der Gewinn lag bei 14 Millionen Dollar. In diesem Jahr bringt allein der Verkauf des traditionsreichen Schauraums im Herzen Manhattans 44 Millionen Dollar ein. Dort soll nun ein Wolkenkratzer mit Luxuswohnungen entstehen. Steinway verkauft also sein Tafelsilber in bester Lage. Welchen Umbau Kohlberg plant, ist unklar.

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