LEG Immobilien:Niedrige Mieten, hohe Dividende

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Siedlung der LEG in Lüdenscheid im Sauerland: Der Konzern besitzt gut 166 000 Wohnungen, den Großteil davon in Nordrhein-Westfalen. (Foto: OH)

Einst gehörte er dem Land, nun expandiert der Großvermieter LEG zusehends über seine Heimat Nordrhein-Westfalen hinaus. Aus Sicht des Mieterbunds ist das kein Grund zur Freude.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Noch prangen die drei blauen Buchstaben LEG vor nicht so vielen Mietshäusern der Republik. Doch geht es nach der Firmenspitze, können sich Interessierte den Namen ruhig schon merken. Denn die einst landeseigene LEG expandiert zusehends aus ihrem Heimatland Nordrhein-Westfalen hinaus - und wirkt wie der jüngste Aufsteiger auf dem insgesamt kleinteiligen Wohnungsmarkt in Deutschland.

NRW hatte die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) im Jahr 2008 für 3,4 Milliarden Euro an Finanzinvestoren verkauft, die das Unternehmen saniert und später an die Börse gebracht haben. Mittlerweile ist LEG dort fast acht Milliarden Euro wert.

Der M-Dax-Konzern profitiert von der Nachfrage nach Wohnraum in vielen Städten, die mit der Flucht vieler Menschen aus der Ukraine abermals steigen dürfte. LEG verlangt im Schnitt eine Kaltmiete von 6,13 Euro pro Quadratmeter und Monat. Damit zähle man zum "Segment bezahlbares Wohnen", sagt Vorstandschef Lars von Lackum. Gleichwohl liegt die Durchschnittsmiete gut drei Prozent höher als vor einem Jahr.

Im für Investoren so wichtigen Zahlenwerk profitieren die Düsseldorfer davon, dass sie den Wert ihrer Häuser praktisch jährlich nach oben korrigieren können. Dazu tragen auch niedrige Zinsen bei, die Immobilien als Geldanlage attraktiv erscheinen lassen - das treibt die Preise nach oben. LEG hat diese Bedingungen zuletzt genutzt, um gut 15 000 Wohnungen vom kriselnden Konkurrenten Adler Group in Norddeutschland zu kaufen. Adler steht für Bilanzierungsmethoden in der Kritik, weist entsprechende Vorwürfe aber bislang zurück.

Sogenanntes Himmelshaus der LEG in Ratingen bei Düsseldorf: Das Unternehmen sieht sich gerade als Vermieter für Menschen mit vergleichsweise niedrigen Einkommen. (Foto: OH)

Für weiteres Wachstum hat LEG zudem eine Beteiligung an der Firma Brack Capital Properties (BCP) übernommen, der gut 12 000 Wohnungen gehören, unter anderem in Leipzig und Hannover. LEG hat bis September die Option, das Unternehmen fast vollständig zu kaufen.

Während von Lackum seiner LEG ein "sehr faires Preis-Leistungsverhältnis" attestiert, sieht der Deutsche Mieterbund (DMB) den Expansionskurs und die geplante höhere Dividende von 4,07 Euro je Aktie kritisch. Die LEG-Durchschnittsmiete sei in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als im bundesweiten Mittel, moniert Daniel Zimmermann, der sich für den Mieterbund um große Wohnungsunternehmen kümmert.

Zimmermann erkennt zwar an, dass LEG recht fleißig modernisiert, beispielsweise gerade freigewordene Wohnungen. Doch wenn es darum geht, einstige Arbeitersiedlungen instand zu halten oder Treppenhäuser zu reinigen, sieht der Mieterbund vielerorts Versäumnisse. "Bei der LEG scheint man sich tatsächlich mehr um die Aktionäre als um den Bestand zu kümmern", schimpft André Juffern, Geschäftsführer des DMB in NRW.

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