Manfred Dirrheimer gilt als Selfmademan, der in 40 Jahren aus dem Nichts einen Milliardenkonzern aufgebaut hat. Dem 72-Jährigen ist es sogar gelungen, die Kontrolle seiner Familie über den Konzern zu bewahren. Er liebt schnelle Autos, besonders die Marke Ferrari hat es ihm angetan. Und noch mehr liebt er erfolgreiche Finanzgeschäfte. Doch jetzt steht Dirrheimer vor den Trümmern seines Finanzkonzerns FWU.
Der mittelgroße Lebensversicherer FWU Life Insurance Lux in Luxemburg hat Insolvenz angemeldet. Offenbar reichten seine Mittel nicht aus, um die Forderungen der Luxemburger Versicherungsaufsicht CAA nach einer finanziellen Besserstellung von Kunden mit Altverträgen zu erfüllen. Dabei ging es um Beitragserhalt-Garantien, die der Versicherer seinerzeit gegeben hatte. Es stellte sich heraus, dass er damit überfordert war. Wegen der finanziellen Belastung aus den Altverträgen hatte die FWU Lux nicht mehr genügend Eigenkapital. Die Insolvenz war die Folge. Die Aufseher verhängten deshalb ein Auszahlungsverbot, aktuell kommt kein Kunde an sein Geld. Davon sind auch Tausende Versicherte in Deutschland betroffen.
Dirrheimers Konzernholding FWU AG mit Sitz in Grünwald bei München hatte bereits am 19. Juli wegen Überschuldung Insolvenz angemeldet, die Luxemburger Tochter folgte vier Tage später. Sie hat ihre Policen vor allem in Italien verkauft, aber auch in Deutschland, Belgien und anderen europäischen Märkten. Zur FWU gehört auch die FWU Life Austria in Österreich, die als wirtschaftlich gesund gilt. Aufgrund der Turbulenzen innerhalb der Gruppe hat sie jedoch das Neugeschäft vorerst eingestellt.
An der 1983 gegründeten FWU-Gruppe ist der Rückversicherer Swiss Re mit fünf Prozent beteiligt, der Rest gehört Dirrheimer und seiner Familie. Die FWU vertreibt fast ausschließlich fondsgebundene Lebensversicherungen. Verbraucherschützer kritisieren solche Verträge wegen der hohen Kosten. Ausgestellt haben die Policen die beiden FWU-Versicherer in Luxemburg und Wien, vertrieben wurden sie größtenteils über andere Tochtergesellschaften der FWU-Gruppe gegen Provision. Die Gruppe organisierte auch die Kapitalanlage und die IT. Bereits am 3. Juli hatte die CAA der Luxemburger Gesellschaft das Neugeschäft untersagt. Damit fielen für die Muttergesellschaft die Einnahmen aus Provisionen und anderen Dienstleistungen weg. Dies war der Hauptgrund für die Insolvenz in Grünwald.
Aufsichtsbehörden in ganz Europa schauen genauer hin
Die Gruppe beschäftigt rund 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an zehn Standorten. Für sie sieht die Zukunft düster aus. Der Konzern braucht rasch frisches Geld, es ist aber nicht absehbar, woher das kommen soll. Ein Verkauf der österreichischen Tochter könnte Dirrheimer zwar genügend bringen, um die Luxemburger Gesellschaft zu erhalten. Doch ein solcher Verkauf dauert, aber FWU braucht sehr rasch Geld. Wenn FWU Lux nicht binnen drei Monaten das Loch gestopft hat, will die Aufsicht der Gesellschaft die Versicherungslizenz entziehen.
Seit dem Zusammenbruch des Lebensversicherers Eurovita in Italien im vergangenen Jahr reagieren die Aufsichtsbehörden in einer Reihe von EU-Ländern deutlich schärfer machen Lebensversicherern mit einer schwachen Kapitalbasis das Leben zunehmend schwer. Sie fürchten, dass sie politisch verantwortlich gemacht werden, wenn Kunden Geld verlieren. Bei Eurovita hatten viele Kunden infolge der wieder steigenden Zinsen ihre Lebensversicherungen gekündigt und das Geld lieber anderswo angelegt. Das führte zum Zusammenbruch, die italienische Aufsicht übernahm Eurovita schließlich, die verbliebenen Verträge werden auf andere Gesellschaften übertragen.