Lebensversicherung:Kunden zahlen für Niedrigzinsen

Kunden ohne hohe Zinsgarantien zahlen einen großen Teil der Belastung durch die Niedrigzinsen, wie Zahlen der Bundesregierung belegen. Die Zeiten von bis zu vier Prozent sind hier schon lange vorbei.

Von Nina Nöthling, Köln

Die Niedrigzinsen an den Kapitalmärkten machen den Lebensversicherern zu schaffen. Aktuelle Zahlen der Bundesregierung weisen aber daraufhin, dass vor allem die Kunden der Anbieter darunter leiden und nicht die Unternehmen selbst. Das zeigt eine Antwort der Regierung auf eine kleine Anfrage der Grünen.

Ein Kernproblem: Die Lebensversicherer haben in den neunziger Jahren ihren Kunden hohe Zinsen bis zu 4 Prozent garantiert - für die gesamte Laufzeit der Verträge. Heute haben sie Probleme, die entsprechenden Erträge mit den Kapitalanlagen zu erzielen. Schon 2011 hat deshalb die Bundesregierung auf Anregung der Versicherer einen Puffermechanismus eingeführt, die Zinszusatzreserve (ZZR). Aus dem Rohüberschuss wird ein Teil zurückgestellt, damit die Gesellschaften auch künftig die hohen Zinsgarantien zahlen können.

Die Zahlen der Bundesregierung legen nahe, dass dies zu Lasten der Kunden ohne hohe Zinsgarantie geht. 2010 erhielten die Kunden noch 89,7 Prozent des erwirtschafteten Rohüberschusses, die Versicherer 3,3 Prozent. Im vergangenen Jahr kamen die Unternehmen auf 14,1 Prozent, die Kunden nur noch auf 85,9 Prozent.

Eigentlich sollte das 2014 verabschiedete Lebensversicherungsreformgesetz dafür sorgen, dass die Lasten der Niedrigzinsen gleichmäßig verteilt werden. Erst wenn sie die Leistungen an die Kunden abgesichert haben, dürfen Lebensversicherer Gewinne an ihre Eigentümer auszahlen.

Die Zahlen der Regierung deuten aber darauf hin, dass die Versicherer die Ausschüttungssperre mit Gewinnabführungsverträgen umgehen: Hatten im Jahr 2000 nur fünf Unternehmen einen solchen Vertrag mit dem Mutterkonzern, waren es 2016 schon 31 Lebensversicherer. Der Versichererverband GDV wehrt sich gegen die Vorwürfe. Ein großer Teil der Gewinnabführung fließe als Eigenkapital an die Versicherer zurück.

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