Lebensmittelindustrie:In Deutschland wird mehr geschlachtet als je zuvor

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Insbesondere die Schweineproduktion in Deutschland ist gestiegen. (Foto: Jan Woitas/dpa)
  • In Deutschland wurde 2015 eine neue Rekordmenge Fleisch produziert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
  • Ursache ist nicht der steigende Fleischkonsum der Deutschen, sondern der Exportanstieg großer Schlachtbetriebe.

Von Nora Kolhoff

8,22 Millionen Tonnen, das ist ein neuer Höchstwert. So viel Fleisch haben die deutschen Schlachthöfe laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 hergestellt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Fleischproduktion zwar nur um 0,3 Prozent gestiegen, übertraf aber dennoch den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2011. Insbesondere die Schweineproduktion ist gestiegen, um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dieser Höchstwert lässt sich nicht allein mit dem Verbrauch der Deutschen erklären. Denn der Fleischkonsum ist hierzulande in den vergangenen Jahren zurückgegangen. So lag der Pro-Kopf-Verzehr der Deutschen im Jahr 2011 bei jährlichen 61,6 Kilogramm und sank bis 2014 auf 60,3 Kilogramm. Doch die weltweite Nachfrage steigt deutlich. Gerade China kauft den Europäern immer mehr Schweinefleischprodukte ab, heißt es vom Verband der Fleischwirtschaft (VFD). Die marktführenden Schlachtbetriebe exportieren verstärkt ins Ausland. Deutschlands größter Schlachtbetrieb Tönnies beispielsweise hat eine Exportquote von etwa 50 Prozent.

Wenige große Konzerne dominieren die Branche

Das liegt allerdings deutlich über dem Durchschnitt. Denn nach Angaben des VFD wird der Großteil der Schweinefleischerzeugung immer noch in Deutschland verbraucht, nur etwa fünf Prozent gehen in Länder außerhalb der EU. Der Großteil der Fleischexporte werde in europäische Nachbarländer verkauft, sagt Heike Harstick, Geschäftsführerin vom VFD.

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Sie hält die gestiegenen Produktionszahlen bei Schweinefleisch für eine normale Schwankung innerhalb des Marktes. "Dass mehr Schweine geschlachtet wurden, liegt daran, dass aufgrund der Marktaussichten mehr Schweine aufgezogen wurden. 2015 war jedoch ein Jahr der extrem niedrigen Preise, deshalb wird die Schweinefleischerzeugung in diesem Jahr auch wieder niedriger ausfallen."

Greenpeace-Experte Martin Hofstetter sieht das etwas anders und leitet aus der hohen Produktion einen generellen Trend ab. Für ihn ist der Rekord ein Armutszeugnis. "Fleisch ist so billig wie noch nie", sagt er. "Und was machen die Bauern bei sinkenden Preisen? Viele steigern erst recht die Produktion und ruinieren damit Umwelt und Klima noch mehr." Dabei wären einer Umfrage des Landwirtschaftsministeriums zufolge mehr als 80 Prozent der Deutschen bereit, höhere Preise für Fleisch zu zahlen - unter der Bedingung, dass die Tiere besser gehalten werden.

Deutsche essen deutlich mehr Fleisch als der weltweite Durchschnitt

Deutschland ist Europas Schweineproduzent Nummer eins. Die Fleischbranche wird von wenigen großen Firmen dominiert, der Markt zentralisiert. Immer weniger Fleisch wird importiert, wie auch die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Demnach wurden 2015 etwa 100 000 Schweine weniger aus dem Ausland importiert, um in Deutschland geschlachtet zu werden.

Zurückgegangen ist im vergangenen Jahr, zumindest leicht, die Geflügelproduktion. Auch die Anzahl der geschlachteten Rinder verringerte sich. Allerdings war das Schlachtgewicht der Tiere höher als im Vorjahr. Deshalb ist die produzierte Rindfleischmenge am Ende nur leicht rückläufig. Ein Trend, der sich oft zeigt. Grund dafür ist, schreiben die Autoren des Fleischatlasses 2016, dass die Tiere noch stärker gemästet würden. Auch die Züchtung richte sich danach, wie viel ein Tier an Fleisch einbringt.

Zwar essen immer mehr Menschen weltweit Fleisch - allerdings noch lange nicht so viel wie die Deutschen, deren Konsum ja zurückgeht: Im Jahr 2013 lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch dem Fleischatlas zufolge weltweit im Durchschnitt bei nur 43,1 Kilogramm.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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