Lebensmittel:Vermeiden statt verschwenden

Lebensmittel: Start-ups kümmern sich darum, im Handel aussortierte Lebensmittel zu retten.

Start-ups kümmern sich darum, im Handel aussortierte Lebensmittel zu retten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Niemand muss zusehen, wie Essen in die Tonne wandert. Fünf Ideen, was jeder einzelne Verbraucher gegen Lebensmittelverschwendung tun kann.

Von Vivien Timmler, München

Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung wird an vielen Orten entlang der Lieferkette ausgetragen: direkt auf dem Feld, beim Transport zum Großhändler, im Lager, auf dem Weg ins Supermarktregal. Verbraucher sind bei diesen Schritten zunächst einmal außen vor. Sie können wenig dagegen tun, dass eine krumme Karotte bei der Ernte aussortiert wird oder der Discounter-Mitarbeiter die fleckige Birne zur Seite legt. Und doch muss in Deutschland niemand tatenlos dabei zusehen, wie tonnenweise Lebensmittel weggeworfen werden, weil sie ästhetischen Ansprüchen nicht genügen. Ein Überblick.

Too Good to Go

Da ist zum Beispiel die App "Too Good to Go". Cafés, Restaurants und Bäckereien können dort überschüssige Lebensmittel einstellen, die die Kunden dann zu einem verabredeten Zeitpunkt abholen. Was genau übrig geblieben ist, erfährt man als Verbraucher zwar meist erst bei der Abholung, dafür zahlt man für eine Portion in der Regel nur etwa die Hälfte des Originalpreises. Mittlerweile muss man in vielen Städten schnell sein: Die App ist so beliebt, dass die Reste bestimmter Restaurants schnell vergriffen sind.

Foodsharing

Ganz ähnlich funktioniert das Lebensmittelretten über die Internetplattform "Foodsharing": Auch hier geht man kurz vor Ladenschluss in Bäckereien oder Supermärkte und holt das Essen ab, das dort normalerweise in der Tonne gelandet wäre. Allerdings sind die Mengen deutlich größer als bei "Too Good to Go", häufig gibt es kiloweise Obst und Gemüse oder Backwaren abzugeben. Bezahlen muss der Lebensmittelretter dafür nichts. Er kann es anschließend entweder selbst verwerten, unter Freunden und Bekannten verteilen oder er bringt es zu sogenannten "Fair-Teilern": Das sind Kühlschränke im Stadtgebiet, die es mittlerweile vielerorts gibt und aus denen sich dann jeder bedienen kann.

The Good Food oder Sirplus

Wer kein Fan von Überraschungen ist und nur das vor der Tonne retten möchte, was er wirklich benötigt, kann das bei Reste-Supermärkten tun. Der Pionier in Deutschland heißt "The Good Food" und betreibt drei Läden in Köln. Neben krummem Obst und Gemüse gibt es dort auch Lebensmittel, die einfach nur das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Das Berliner Pendant heißt "Sirplus". In der Hauptstadt gibt es mittlerweile sechs Standorte, darüber hinaus verkauft das Team die geretteten Lebensmittel auch über einen eigenen Online-Shop und sogar als Box im Abonnement, sodass die Produkte regelmäßig bis vor die Haustür geliefert werden.

Etepetete

Auf das Liefern geretteter Lebensmittel im Abo hat sich auch das Start-up "Etepetete" spezialisiert. Im Gegensatz zu "Sirplus" verkauft das Team aber nicht Lebensmittel, bei denen das Haltbarkeitsdatum nahe rückt, sondern Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern. Es kommt direkt von Bio-Bauernhöfen und hat den Weg in ein Supermarktregal gar nicht erst angetreten. Über die Internetseite oder die App können sich Verbraucher eine Box aussuchen und das Lieferintervall festlegen - was genau am Ende geliefert wird, ist jedoch auch hier eine Überraschung. In der Box landet einfach, was gerade Saison hat und in größeren Mengen auf den Höfen übrig geblieben ist.

Eat Smarter

Wer erst einmal seine eigenen Lebensmittel vor der Tonne bewahren möchte, bevor er anderswo welche rettet, kann das mithilfe verschiedener Apps tun. Eine davon ist "Eat Smarter": In der App sind mehr als 80 000 Rezepte zur Resteverwertung hinterlegt. Besonders praktisch: Der Verbraucher muss einfach nur eingeben, welche Lebensmittel er in welchen Mengen zur Verfügung hat, und schon spuckt der Algorithmus ein Rezept aus. Auch nach Kalorien, Zubereitungszeit, Schwierigkeit und Diät lassen sich die Rezepte filtern. Mit "Zu gut für die Tonne" gibt es eine ähnliche App zwar auch ganz offiziell vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft - allerdings deutlich weniger nutzerfreundlich und vielseitig: Wer etwa ein Gericht mit Brokkoli kochen möchte, hat gerade einmal vier Rezepte zur Auswahl.

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