Süddeutsche Zeitung

Lebensmittel-Discounter:Kräftige Preissteigerungen bei Aldi und Co.

Sind Lebensmittel-Discounter wie Aldi und Lidl für Verbraucher tatsächlich die günstigste Alternative? Laut einer Studie der GfK haben die Billigheimer ihre Preise zuletzt deutlich angehoben.

Aldi, Lidl, Netto, Penny und Norma - das sind die wichtigsten Lebensmittel-Discounter in Deutschland. Mehr als 40 Prozent des Umsatzes im Lebensmittel-Einzelhandel entfallen auf diese Art von Märkten. Bei Verbrauchern sind sie vor allem deshalb beliebt, weil sie hier im Vergleich zu klassischen Supermärkten auf niedrigere Preise vertrauen.

Eine Marktstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) lässt daran jedoch Zweifel aufkommen. Denn in den vergangenen Monaten sind die von den Kunden bezahlten Preise bei Aldi, Lidl und den anderen Disountern deutlich stärker gestiegen als bei klassischen Supermärkten. Das überraschende Fazit der Handelsexperten: Wenn man auf die Entwicklung der vergangenen Jahre bei den Discountern schaue, dann könne man nicht mehr so leichthin von der Billigschiene sprechen.

Die Fakten: Im August dieses Jahres bezahlten die Kunden der Discounter laut GfK vier Prozent mehr für ihren Einkauf als im Vorjahresmonat. Bei klassischen Supermärkten verteuerte sich der Warenkorb nur um 1,6 Prozent.

Die Gründe dafür seien vielfältig. Der Anstieg der Rohstoffpreise habe sich niedergeschlagen, aber auch das wachsende Angebot von Markenartikeln, Bioprodukten und regionalen Angeboten bei den Discountern. Denn diese Produkte sind in der Regel etwas teurer.

GfK-Handelsexperte Robert Kecskes glaubt jedoch, dass auch die Preispolitik der Discounter verantwortlich sei. Vorbei seien die Zeiten, in denen sich die Discounter untereinander und mit den Supermarktketten einen erbitterten Preiskampf lieferten, und als wöchentlich Prospekte mit neuen Tiefpreisen an die Haushalte verteilt wurden.

Discounter haben kein Interesse mehr an Rabattschlachten

Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail ist der Ansicht, dass die Supermärkte erkannt hätten, dass sie einen Preiskrieg mit den Discountern nicht gewinnen könnten. Sie setzten seit einiger Zeit mehr auf Frische und Service, um sich zu profilieren. Zum anderen seien auch die Discounter nicht an weiteren Rabattschlachten interessiert. Sie benötigten das Geld derzeit dringender für die Modernisierung ihrer heimischen Filialen und ihre Expansionspläne im Ausland.

Zudem habe es sich für die Discounter in den vergangenen Monaten nicht negativ ausgewirkt, die Preise zu erhöhen: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres steigerten Aldi, Lidl und die anderen Wettbewerber ihre Umsätze laut GfK um 4,6 Prozent. Die "klassichen" Supermärkte legten dagegen nur um 3,2 Prozent zu.

Hatte es nach 2009 vorübergehend so ausgesehen, als könnten die Supermärkte verloren gegangene Marktanteile von den Discountern zurückholen, so waren plötzlich wieder die Billiganbieter mit veränderten Sortimenten wieder erfolgreicher.

Doch es stellt sich die Frage, ob die Discounter ihre Preis über längere Zeit stärker erhöhen können als die Supermärkte. Schon im August erzielten die Supermärkte laut GfK erstmals seit längerer Zeit wieder höhere Umsatzzuwächse als die Discounter. Bei den Verbrauchern bleibe es nicht unbemerkt, dass der Preisabstand zwischen beiden Vertriebsformen schrumpfe, glaubt GfK-Experte Kecskes. "Wir wissen noch nicht, ob die Discounter nur kurz Luft holen oder ihnen die Puste ausgeht."

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