Leben in Griechenland:"Die Regierung muss gehen"

Griechenland George Tziralis

Der Grieche George Tziralis ist Unternehmer. Bisher war er trotz Krise optimistisch, jetzt ist er wütend.

(Foto: Privat)

Wie geht es den Griechen? Wir haben bei einigen nachgefragt. George Tziralis, 33, ist Unternehmer in Athen, investiert in junge Firmen und fördert sie mit Know-How. Wir haben bereits kurz vor der Wahl im Januar und 2012 mit ihm gesprochen. Damals bezeichnete er die Krise als aufregend, weil sie produktiv wirkt: Die Menschen seien in schwierigen Zeiten risikofreudiger.

Protokoll von Nakissa Salavati

"Die Regierung spaltet das Land"

"Ich war immer sehr optimistisch. Bis jetzt. Selbst in den vergangenen Jahren ging es vielen Griechen schlecht, trotzdem habe ich als Unternehmer immer geglaubt, dass wir unsere Wirtschaft wieder aufbauen können.

Aber jetzt, nachdem Ministerpräsident Tsipras ein Referendum angekündigt hat und Angebote ablehnt, sage ich: Entweder blufft er, um einen besseren Deal auszuhandeln. Bluffen ist aber nicht der Weg, wir müssen sparen und nach vorne schauen. Oder aber Tsipras hat den Plan, uns aus der EU herauszumanövrieren. In beiden Fällen muss die Regierung gehen. Was ich ihr auch übel nehme, ist, dass sie mit dem Referendum das Land spaltet: in ihre Befürworter und Gegner.

Der Tech-Branche ging es bisher immer gut

Früher hätte ich so etwas nicht gesagt, ich habe mich politisch immer rausgehalten. Ich glaube, langsam werden die Menschen wütend - wie soll man das auch nicht sein? Mit der Wirtschaft geht es nur noch bergab, die Banken sind geschlossen. Ich bin auch wütend: Ich muss jetzt mitkämpfen, um 20 Start-ups und die Jobs von mehr als 200 Beschäftigten zu retten. Ich arbeite in der Tech-Branche, fördere junge Unternehmer finanziell und zeigt ihnen, wie man eine Firma führt. Selbst in der Krise war in unserer Branche Arbeitslosigkeit ein Fremdwort.

Die aktuelle Situation wird uns treffen. Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, in welchem Ausmaß. Wir sind mit unseren App-Entwicklungen nicht so abhängig von der lokalen Wirtschaft wie andere.

Meine Generation ist europäisch, wir kämpfen, um in der EU zu bleiben. Wir wollen, dass unser Land weiter ein Herz dieses Kontinents ist. Ich bitte unsere europäischen Nachbarn, uns dabei zu helfen."

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