Landwirtschaft:Karamellbonbons - von Brüssel subventioniert

Karamellbonbons, Fleisch, Blumen-Werbung: Aus den Agrar-Fördertöpfen der EU fließen Milliardensummen. Die größten Profiteure 2008 in Bildern.

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Nordmilch, ddp

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Karamellbonbons, Fleisch, Blumen-Werbung: Aus den Agrar-Fördertöpfen der EU fließen Milliardensummen. Die Zahlungen sind mit einem gigantischen bürokratischen Aufwand verbunden und sollen vor allem die regionale Landwirtschaft stützen. Allerdings begünstigt das komplizierte System auch Subventionsbetrug: Unlängst gab es eine Razzia bei großen Zuckerfabrikanten und -exporteuren. Doch was geschieht mit dem Geld? Und wer bekommt wie viel? sueddeutsche.de nennt einige der größten Zahlungsempfänger in Deutschland.

Nordmilch: 1,5 Millionen Euro

Den größten Anteil der Unterstützung hat Nordmilch nach eigenen Angaben für den Export von Butter und Käse nach Russland erhalten. Im geringeren Umfang wurde auch die Ausfuhr von Milchpulver und Kondensmilch in den Mittleren Osten, Afrika und Asien unterstützt.

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Campina, AFP

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Campina:1,95 Millionen Euro

Milchverarbeiter Campina: Bei den Agrar-Subventionen aus dem Jahr 2008 in Höhe von knapp zwei Millionen Euro handelt es sich nach Angaben des Unternehmens auschließlich um EU-Schulmilch-Beihilfe.

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Hopfenernte Tettnang, ddp

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Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg: 2,23 Millionen Euro

Den Dienstwagen von Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) zahlt die EU nicht, doch in die Verwaltung des Stuttgarter Agrarministeriums sind im Jahr 2008 trotzdem 2,23 Millionen Euro geflossen. Das Geld geht explizit nicht an Bauern (Foto: Hopfenernte in Tettnang), sondern dient größtenteils dazu, die Ausgabenlast des Ministeriums zu verringern. Sie entsteht im Zusammenhang mit der Verteilung von EU-Fördermitteln.

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Tönnies, dpa

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Tönnies Fleischwerke: 2,6 Millionen Euro

Die Tönnies Fleischwerke erhielten im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Euro Agrarförderung aus Brüssel. Der überwiegende Teil davon ist Exporterstattung. Das Unternehmen liefert 43 Prozent seiner Produkte ins Ausland - oft auch in Länder mit einem deutlich niedrigeren Preisniveau. Mit den EU-Geldern soll der Ertragsunterschied kompensiert werden. Außerdem bekommt Tönnies Geld, wenn die EU den Markt reguliert: Wird zu viel von einem bestimmten Produkt angeboten, reduziert das Unternehmen die Auslieferung. Die überschüssigen Produkte werden für einen bestimmten Zeitraum tiefgekühlt und erst wieder verkauft, wenn sich die Angebotssituation am Markt stabilisiert hat. Für diese "marktregulierenden Interventionen" legt die EU ebenfalls Geld auf den Tisch.

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Storck, Screenshot

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Storck: 3,32 Millionen Euro

Süßwarenproduktion - mit freundlicher Unterstützung der EU. Der Storck-Konzern zählt zu den größten Profiteuren des EU-Agrarfördertopfs. 3,32 Millionen Euro hat das Unternehmen im vergangenen Jahr erhalten. Den Zucker, den Storck für seine Karamellbonbons und die Merci-Schokolade verwendet, kauft das Unternehmen vor allem in Deutschland. Dort jedoch ist der Zuckerpreis durch Brüssel reglementiert. Würde Storck den Zucker außerhalb Europas kaufen, wäre das günstiger. Aus diesem Grund bekommt das Unternehmen sogenannte Ausfuhrerstattungen für Süßwaren, die außerhalb der EU verkauft werden - und für die Storck, zumindest theoretisch, auch außerhalb der EU Zucker hätte bestellen können.

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CMA, dpa

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CMA: 5,25 Millionen Euro

Großzügig bedacht wurde von der EU auch das Bauernmarketing. 5,25 Millionen Euro bekam die Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA) im Jahr 2008, um die Erzeugnisse der deutschen Landwirte in der Republik und darüber hinaus bekannt zu machen. Finanziert wurden so unter anderem Kampagnen für Obst, Gemüse, Rapsöl und Blumen. Nicht aus EU-Fördertöpfen wurde übrigens das Sponsoring der ARD-Sportschau bezahlt. Das Geld stammt größtenteils aus den Zwangsabgaben, die die Landwirte an die CMA entrichten mussten. Einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Februar zufolge sind diese Abgaben nicht rechtmäßig. Daraufhin hat die Gesellschafterversammlung die Auflösung der Marketinggesellschaft beschlossen.

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Zuckerrüben, ddp

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August Töpfer & Co: 7,4 Millionen Euro

Die Hamburger Firma August Töpfer & Co erhält einen der höchsten Beträge aus dem EU-Agrarfonds in der Bundesrepublik. Das Unternehmen, das vor allem Zucker und Trockenfrüchte handelt, bekommt das Geld als Ausfuhrerstattung: Teurer Zucker aus Europa wird im internationalen Handel zu Weltmarktpreisen verkauft, die häufig niedriger liegen. Auch wenn das Geld an die Firma fließt - es soll letztlich den Bauern zugute kommen.

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Strand, Sylt, dpa

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Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein 10,27 Millionen Euro

Die Küsten von Schleswig-Holstein - hier der Strand der Insel Sylt - müssen geschützt werden. Daher erhielt das Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein EU-Subventionen in Höhe von rund zehn Millionen Euro - den zweithöchsten Wert. Das Geld wird nach Angaben des Ministerium ausschließlich in den Ausbau und die Wartung der Deichanlagen gesteckt.

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Südzucker, ddp

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Südzucker AG: 34,4 Millionen Euro

Mit rund 34 Millionen Euro an Zuschüssen liegt der Nahrungsmittelkonzern Südzucker an der Spitze der Subventionsempfänger. Der Großteil der Summe - knapp 30 Millionen - entfällt auf Ausfuhrerstattungen für den Zuckerexport in Drittländer. Das Prinzip, das hinter diesen Zahlungen steckt, ist ähnlich wie bei den Konkurrenten Storck oder August Töpfer & Co: Südzucker kauft Agrar-Rohstoffe in Europa ein, wo diese aber relativ teuer sind. Um den Wettbewerbsnachteil der Firmen auszugleichen, schießt Brüssel dann Geld aus dem EU-Agrartopf zu. Die restlichen vier Millionen der Subventionen an Südzucker fließen in landwirtschaftliche Geschäftszweige wie etwa den Anbau von Zuckerrüben.

Foto: ddp (sueddeutsche.de/as/hgn/kaf/tob/mel/bgr)

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