Landwirtschaft:Grüner Acker

Der Umsatz mit Bio-Produkten in Deutschland wächst deutlich. Jeder zweite Verbraucher kauft sie gelegentlich.

Von Markus Balser, Uwe Ritzer, Nürnberg/Berlin

Die Deutschen kaufen immer mehr Bio-Produkte. Im vergangenen Jahr seien ökologisch hergestellte Lebensmittel im Wert von knapp elf Milliarden Euro verkauft worden, fast sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor, berichtete der Bund Ökologischer Landwirtschaft (BÖLW) am Mittwoch zum Auftakt der Messe Biofach in Nürnberg. 2018 sei eine Fläche von fast 110 000 Hektar neu auf Ökolandbau umgestellt worden. Das entspreche 150 000 Fußballfeldern. Insgesamt produzieren nach Angaben des Verbandes knapp zwölf Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe nach Öko-Kriterien ohne Pestizide, Nitratdünger und Gentechnik. Auch für Landwirte zahlt sich das aus. Biobauern erzielen im Schnitt einen Gewinn von 65 000 Euro im Vergleich zu knapp 47 500 Euro in konventionellen Betrieben.

Jeder zweite Verbraucher greift gelegentlich zu Lebensmitteln aus ökologischem Landbau

Laut Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat Deutschland damit mit großem Abstand den größten Biomarkt in der EU und steht weltweit nach den USA an zweiter Stelle. Der Umsatz habe sich hierzulande in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, sagte Klöckner. Allerdings liegen andere Länder wie Italien mit einem Bioanteil von 15 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der Produktion noch deutlich vor Deutschland. Zudem sind Verbraucher andernorts bereit, mehr für Bio zu zahlen: Während die Deutschen jährlich 122 Euro für Bio ausgeben, sind es in der Schweiz 288 Euro.

Bioverbände fordern in Deutschland eine stärkere Förderung der Branche. Die Regierung hatte im Koalitionsvertrag festgelegt, den Bioanteil in der deutschen Landwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Das sei ein realistisches und "nahtlos erreichbares" Ziel, sagte BÖLW-Vorstand Felix Prinz zu Löwenstein. "Es funktioniert aber nur, wenn alle politischen Instrumente tatsächlich auf dieses Ziel ausgerichtet werden". Löwenstein forderte, dass die Bundesregierung die von der EU-Kommission formulierten Ziele bei der finanziellen Förderung des Bioanbaus auch ausreizt. Der Auftritt der Ministerin machte allerdings auch klar, dass die Bundesregierung weiterhin stark auf eine umweltfreundlichere konventionelle Landwirtschaft setzt. "Der Schlüssel zur Sicherung der Welternährung liegt in einer leistungsfähigen, lokal angepassten und nachhaltigen Landwirtschaft", sagte Klöckner. Das schließe neben dem ökologisch zertifizierten Landbau auch eine umweltverträgliche konventionelle Landwirtschaft ein: "Wir wollen daher den politischen Rahmen so gestalten, dass auch die konventionelle Landwirtschaft noch besser im Einklang mit der Natur erfolgt." Eine neue Studie zeigt, dass Bio-Produkte aus der Nische kommen. 50 Prozent der Verbraucher greifen demnach gelegentlich zu Lebensmitteln aus ökologischem Landbau, 25 Prozent häufig und drei Prozent sogar ausschließlich. Das geht aus dem Ökobarometer 2018 hervor, einer Studie, die im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums erstellt wurde. Allerdings herrscht in der Biobranche Streit, wie der Anteil größer werden soll. Umstritten ist, ob die Ware auch über Discounter abgesetzt werden soll. "Ja, wir haben heftige Diskussionen über den künftigen Weg", sagte Löwenstein. Die Weltanschauung, die mit Bio-Produkten verbunden sei, dürfe man nicht über Bord werfen. Die Biofach findet zum 30. Mal statt. Mit knapp 3300 Ausstellern ist sie so groß wie nie zuvor.

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