Landwirtschaft:Eine neue Milchquote darf kein Tabu sein

Milchbauer in Hennef

Gerade für kleinere Betriebe geht es um die Existenz. Und ohne echte Reformen geht der ruinöse Preiskampf weiter.

(Foto: dpa)

Die beschlossenen Nothilfen für die Bauern lösen das eigentliche Problem nicht: Es gibt zu viel Milch. Was es jetzt braucht, sind echte Reformen.

Kommentar von Silvia Liebrich

Hundert Millionen Euro Soforthilfe sind für Milchbauern eine erste und wichtige Unterstützung. Soweit die gute Nachricht für die Erzeuger. Die schlechte ist, dass sich das eigentliche Problem damit nicht in Luft auflösen wird. Denn das besteht darin, dass einfach zu viel Milch produziert wird. Eine Lösung, wie die Menge reduziert werden könnte, hat Agrarminister Christian Schmidt nicht parat, eine Milchquote lehnen er und die Funktionäre des Deutschen Bauernverbandes kategorisch ab. Das ist traurig, weil der existenzvernichtende Preiswettbewerb vor allem die kleineren Familienbetriebe zum Aufgeben zwingen wird.

Was die Milchbauern wirklich brauchen, sind echte Reformen, die helfen, eine Überproduktion auf Dauer zu unterbinden. Dazu gehört es auch, unsinnige Preisstaffelungen abzuschaffen. So ist es in der Branche üblich, dass Produzenten, die viel Milch liefern, einen höheren Literpreis von ihren Molkereien bekommen als jene, die weniger liefern - ein falscher Anreiz, der dazu führt, dass noch mehr produziert wird.

Völlig illusorisch wäre es auch, darauf zu hoffen, dass die Bauern von sich aus weniger liefern werden. Dafür ist ihre Zahl viel zu groß. Wenn der Markt versagt, muss die Politik eingreifen. Dabei darf es auch kein Tabu sein, über eine neue Art von Milchquote zu diskutieren, wenn kleineren Erzeugern damit geholfen wäre.

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