Süddeutsche Zeitung

Landwirtschaft:Bauern gegen Molkereien

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Glückliche Kühe auf grünen Wiesen: Das gilt nicht immer, viele Kühe leben im Stall. Dort sollen sie mehr Bewegung haben. Laufställe statt Anbindehaltung ist das allseits erklärte Ziel. Doch Zeitplan und Weg dahin sind umstritten.

Um die Erzeugung von Milch droht neuer Streit. Molkereien in Bayern und Baden-Württemberg wollen erreichen, dass Milchkühe nicht mehr ganzjährig im Stall angebunden sind. In einem gemeinsamen Papier erklärten fünf Molkerei-Verbände, die "Umstellung der ganzjährigen Anbindehaltung hin zu einer Laufstall- beziehungsweise Kombinationshaltung bis zum Ende der nächsten Dekade mit allen Kräften zu unterstützen". Kühe sollten in Laufställen gehalten werden, da dies den Tieren besser gerecht werde. "Mittelfristig ist diese Haltungsform flächendeckend anzustreben", heißt es in dem Papier. "Es geht um das Tierwohl", sagt Carolin Babl, Geschäftsführerin des Verbandes Milch Bayern, in dem die meisten Molkereien im Freistaat Mitglied sind. Die Bauern sind alarmiert. Eine solche Anforderung könne das Aus gerade für kleine Familienbetriebe bedeuten, sagt der Präsident des Bayerischen und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Walter Heidl. Zwar hätten 50 Prozent der Höfe ganzjährige Anbindehaltung, das betreffe aber nur 30 Prozent der Kühe. Das zeige, dass vor allem kleinere Betriebe ihre Tiere im Stall noch anbinden. "Ich behaupte, dass gerade in den kleineren Betrieben der Umgang der Bäuerinnen und Bauern mit den Tieren ein guter ist." Hier stehe die persönliche Betreuung im Vordergrund.

Politisch war vor einigen Jahren über die Anbindehaltung gestritten worden. Am Ende gab es keinen fixen Termin für den Ausstieg. Werden Ställe neu gebaut, sind es Laufställe. Dafür gibt es staatliche Fördergelder. Laut Heidl planen einzelne Molkereien Verträge, über die Bauern mit Anbindehaltung schlechter gestellt werden könnten, wenngleich nach Molkerei-Angaben derzeit keine preisliche Unterscheidung geplant ist. Dem Papier der Molkereien zufolge sollten die zuständigen Landesministerien verbesserte Fördermaßnahmen zur Verfügung stellen. Möglich seien neben Laufställen eine Kombinationshaltung wie Laufhöfe, in denen die Tiere vor dem Stall Auslauf haben, oder eine Weidehaltung zumindest für einen Teil des Jahres.

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SZ vom 08.01.2019 / dpa
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