Meistens spricht er erst, wenn ihm ein Schimpanse das Wort übergibt: "Was sagt Herr Grupp dazu?" In den Werbespots, die häufig vor der "Tagesschau" laufen, sieht man Wolfgang Grupp durch die Fabriken seiner Firma Trigema laufen, er sagt dann Sachen wie: "Ich werde auch in Zukunft die Verantwortung für Mitarbeiter und Umwelt übernehmen." Eine Verantwortung, der der schwäbische Unternehmer bisher auch damit gerecht werden wollte, dass er treuer CDU-Wähler war. Bis jetzt.
"Ich wähle zum ersten Mal in meinem Leben Grün", schrieb Grupp in einem Beitrag für die Online-Ausgabe der Wirtschaftswoche. Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg will Grupp jetzt für Winfried Kretschmann, den derzeitigen grünen Ministerpräsidenten, stimmen. Er habe seine Aufgaben "sehr gut gemacht", schrieb Grupp. "Meine Stimme schulde ich ihm."
Dass er jetzt Grün wählen wolle, heiße aber nicht, dass er zu den Grünen gewechselt sei. Seine Stimme soll aber auch so etwas wie ein Denkzettel für die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sein. Grupps Ansicht nach hätte sich Merkel nach ihrem ersten Willkommensgruß korrigieren und sagen müssen, dass ihre Einladung nicht für jene gelte, die "nur vor der wirtschaftlichen Not fliehen wollten". Das habe ihn "gravierend gestört und geärgert".
Anstelle nun aber wie viele Konservative der AfD die Stimme zu geben, wendet sich Grupp den Grünen zu - auch aus wahltaktischen Gründen: "Die CDU hat eine größere Chance, an die Regierung zu kommen, wenn sie Juniorpartner der Grünen wird." Sollte die CDU nämlich knapp vor den Grünen liegen, hält Grupp es für "verständlich", dass die Grünen für eine Koalition unter einem CDU-Ministerpräsidenten nicht zur Verfügung stehen. "Dann droht uns möglicherweise eine grün-rot-gelbe Koalition ohne die CDU." Wären dagegen die Grünen nach der Landtagswahl am 13. März die stärkste Partei, könnten sie mit der CDU zusammen regieren.