Süddeutsche Zeitung

Landesbank:Ein Bieter weniger

Der Nord-LB läuft auf der Suche nach neuem Kapital langsam die Zeit davon. Nun hat sich noch ein weiterer bislang aussichtsreicher Bieter aus dem Verkaufsverfahren um die angeschlagene hannoversche Landesbank zurückgezogen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Auf der Suche nach frischem Kapital ist der Nord-LB ein wichtiger Bieter abhanden gekommen. Nach SZ-Informationen hat sich der US-Finanzinvestor Apollo aus dem Bieterverfahren um die hannoversche Landesbank zurückgezogen. Dem Vernehmen nach verhandelt die Nord-LB nun nur noch mit den US-Fonds Centerbridge und Cerberus. Zuletzt hatten auch die Commerzbank und die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) von einem Gebot Abstand genommen.

Das Land Niedersachsen verhandelt nun nur noch mit zwei Finanzinvestoren

Der Rückzug des Finanzinvestors dürfte die Verhandlungen für Niedersachsen weiter erschweren. Die Eigner der Landesbank suchen seit Monaten nach Wegen, um die vergleichsweise dünne Kapitaldecke des Kreditinstituts zu stärken. Die Landesbank, die etwa 6000 Mitarbeiter beschäftigt, leidet unter Abschreibungen auf Schiffskredite und benötigt rund 3,5 Milliarden Euro neues Kapital. Mehrheitseigentümer ist das Land Niedersachsen, der Rest der Anteile liegt bei Sachsen-Anhalt sowie den Sparkassen im Norden. Die Länder suchen nach einem Investor, der einen Minderheitsanteil übernimmt. Man ist aber auch offen für eine Fusion etwa mit der Helaba sowie prinzipiell dazu bereit, selbst bis zu 2,5 Milliarden Euro in die Bank zu stecken. Dabei muss das Land zwingend auch private Investoren ansprechen. Andernfalls könnte die EU-Wettbewerbsbehörde in Brüssel die Kapitalerhöhung als unerlaubte staatliche Beihilfe untersagen. Das Land hatte ursprünglich gehofft, bis zum Jahresende eine Lösung für die Zukunft des Geldhauses zu präsentieren. Die Entscheidung fällt nun womöglich erst zu Beginn des kommenden Jahres. Die Zeit drängt jedoch. Allein durch die wohl vergleichsweise niedrigen Preise, die im Bieterverfahren aufgerufen wurden, könnte neuer Abschreibungsbedarf in der Bankbilanz entstehen. Auch die Bankenaufsicht dringt auf eine baldige Lösung.

Der US-Fonds Cerberus, der sich auch die HSH Nordbank einverleibt hat, steht zugleich kurz davor, ein Paket fauler Schiffskredite der Nord-LB zu kaufen. Diese Kredite bekommt Cerberus mit einem deutlichen Abschlag zu deren Bilanzwert. Apollo war laut Finanzkreisen daran interessiert, diese Kredite zunächst in der Nord-LB zu belassen und nicht wie von den Eigentümern geplant rasch zu verkaufen. Gut möglich allerdings, dass Cerberus am Ende nur die billigen Schiffskredite herauskauft und die Länder mit dem Rest der Landesbank stehen lässt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4258074
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.12.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.