Lambertz:In der Weihnachtsbäckerei

Lambertz Bakery Is Famous For Christmas Cookies

Keksfabrik in Aachen.

(Foto: Getty Images)

Lebkuchen, Printen, Stollen: Das Familienunternehmen Lambertz ist der Marktführer für Weihnachtsgebäck. Je mieser das Herbstwetter, desto besser laufen die Geschäfte in Aachen.

Von Benedikt Müller

Wenn die Tage kürzer werden, und der Herbstwind die Blätter vom Baum weht, dann macht Hermann Bühlbecker das Geschäft des Jahres. 150 Lastwagen fahren dann täglich von den Fabriken der Lambertz-Gruppe in die Supermärkte und liefern: Nürnberger Lebkuchen im Süden, Aachener Printen im Westen und Dresdner Christstollen im Osten. Bühlbecker, seit fast 40 Jahren Chef und Besitzer von Lambertz, hat das Aachener Familienunternehmen zu dem Weihnachtsbäcker schlechthin geformt.

In dieser Saison profitiert der Konzern vom recht kühlen Herbst, der die Lust auf Spekulatius und Baumkuchen steigen lässt. "Das war für uns ein Traumstart", sagt Bühlbecker. In der Hochsaison arbeiten fast 4000 Beschäftigte in den Lambertz-Fabriken, in drei Schichten rund um die Uhr. Wenngleich Bühlbecker den Konzern unabhängiger gemacht hat von der Saisonware mit Kardamom und Zimt: Mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes von 654 Millionen Euro erwirtschaftet Lambertz mittlerweile mit Ganzjahreswaren wie Mandelhörnchen, Pralinen - oder jenen Gebäckmischungen, "die in fast jeder Konferenz ausliegen". Und nicht jedes Produkt trägt die Marke: Lambertz produziert auch Handelsmarken, etwa für Aldi.

Auf Fernsehwerbung hat der 67-Jährige verzichtet in den vier Jahrzehnten. Er selbst ist die schillernde Figur: bringt einen Kalender mit Pamela Anderson heraus, feiert eine Anti-AIDS-Gala in Cannes mit Leonardo di Cabrio oder unterstützt die Stiftung der Clinton-Familie. Auch zur Familie Trump habe es einst Kontakte gegeben, erzählt Bühlbecker, die lasse er aber seit der US-Wahl lieber ruhen.

Bühlbecker ist ein Nachfahre des Bäckermeisters Henry Lambertz, der im 19. Jahrhundert mit Printen großgeworden ist, jenen kleinen Würzkuchen, die mit Schokolade überzogen sind. Nachdem Bühlbecker 1978 die Firma übernahm, hat er das Portfolio um Dominosteine und Baumkuchen erweitert. Mit Weiss aus Neu-Ulm und Häberlein-Metzger aus Nürnberg kaufte er Lebkuchen-Hersteller auf. Und vor zwei Jahren übernahm er Dr. Quendt aus Dresden, bekannt für Stollen und Russisch Brot. Zudem hat Bühlbecker den Konzern international aufgestellt: 24 Prozent des Geschäfts macht Lambertz mit Exporten und den Töchtern in Polen und den USA.

Böse überrascht hat das Unternehmen in diesem Jahr der starke Anstieg der Butterpreise. Für Spekulatius habe man deshalb die Preise erhöht, sagt Bühlbecker, für Christstollen hingegen wolle der Handel gewisse Schwellenpreise offenbar nicht überschreiten. "Gott sei Dank sind nicht all unsere Produkte mit Butter", sagt der 67-Jährige. Gleichzeitig habe sich der Kakao-Preis stabilisiert. Das weiß Bühlbecker genau, schließlich ist er seit sechs Jahren Honorarkonsul der Elfenbeinküste, dem größten Kakao-Exporteur der Welt.

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