Ladendiebstähle gehen zurück:Wettrüsten im Supermarkt

Die glitzernde Warenwelt hat auch ihre Schattenseiten. Zwischen Preisschildern und Rabattangeboten kämpfen Händler gegen Diebe. Dabei sind sie immer erfolgreicher: Der Verlust im Einzelhandel ging zuletzt zurück. Doch auch die Ladendiebe lassen sich neue Tricks einfallen.

Im deutschen Einzelhandel sind im vergangenen Jahr Waren im Wert von 3,7 Milliarden Euro verschwunden - fast ein Prozent des Gesamtumsatzes von etwa 400 Milliiarden Euro. Das hat das private Forschungsinstitut EHI in Köln berechnet.

Ladendiebstähle

Das Bild zeigt den fingierten Diebstahl einer Digitalkamera in einem Elektro-Geschäft.

(Foto: dpa)

Besonders häufig werden Rasierklingen, Spirituosen, Kosmetik und Tabakwaren geklaut - kleine und relativ teure Produkte. Der durchschnittliche Warenwert pro Diebstahl liegt laut EHI bei 65 Euro.

Die Studie zeichnet aber auch ein positives Bild: Im Vergleich zu 2009 sind die sogenannten Inventurdifferenzen um etwa fünf Prozent zurückgegangen - so deutlich wie noch nie seit die EHI diese Studie erstellt - also seit mehr als zehn Jahren.

Das EHI hat dafür 88 Handelsunternehmen mit insgesamt 15.000 Filialen befragt. Die hohe Dunkelziffer - das EHI spricht von 98 Prozent - schränkt allerdings die Aussagefähigkeit der Statistik ein.

Die Forscher haben Unterschiede zwischen den Inventuren der Branche untersucht. Sie haben vier Löcher identifiziert, in denen die Waren und Werte verschwinden:

|| Ladendiebstahl: 51,6 Prozent des Schadens

|| kriminelle Mitarbeiter: 22,4 Prozent

|| Buchungsfehler: 16,7 Prozent

|| Lieferanten oder Reinigungspersonal: 9,3 Prozent

Videokameras, Warensicherungssysteme und Detektive: Solche Sicherheitsmaßnahmen lässt der Handel sich jährlich rund 1,2 Milliarden Euro kosten. Die Händler plazieren Produkte, die häufig geklaut werden, dort im Laden, wo sie sie besser beobachten können. In manchen Innenstädten patrouillieren Wachleute, die von der Händlergemeinschaft bezahlt werden.

Als wichtigstes Mittel im Kampf gegen Diebe gilt aber die Schulung der Mitarbeiter. "An der Supermarkt-Kasse auf typische Verstecke achten, im Bekleidungsgeschäft die Kunden fragen, ob man ihnen helfen kann - solche Dinge sind oft schon sehr effektiv", sagt Frank Horst, Leiter des Bereichs Inventurdifferenzen beim EHI. Auf die notwendige Auffrischung der Schulungen werde bei einigen Unternehmen allerdings aus Zeit- und Kostengründen verzichtet.

Nach Angaben des Handelsverbands HDE gibt es drei verschiedene Typen von Ladendieben: Gelegenheitsdiebe, Drogenabhängige, die mit Kriminalität ihre Sucht bezahlen, und organisierte Banden. "Letztere machen uns die größten Sorgen", sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. "Solche Banden haben sich auf hochwertige Waren wie Schmuck, Parfüm oder Lederjacken spezialisiert, die sie dann auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen." Diese Profi-Täter dächten sich immer neue Tricks aus - und der Handel versuche, mit immer spezielleren Diebstahlsicherungen dagegenzuhalten. "Das ist wie ein Wettrüsten", erklärt Genth. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik ist die Zahl der Ladendiebstähle seit mehreren Jahren rückläufig. Von 2009 auf 2010 sank sie um 1,9 Prozent auf 387.662 Fälle.

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