Kurze Freude:Im Lotto gewonnen, Hartz IV verloren

Eigentlich könnte man Dennis Krause einen Glückspilz nennen. Sein Lottogewinn brachte ihm aber auch Scherereien mit dem Amt.

Von Thomas Öchsner

Im normalen Leben wäre Dennis Krause, 33, ein Glückspilz. Seit Jahren spielt der junge Mann aus Wilhelmshaven gelegentlich Lotto. Vor Weihnachten hat er es mit dem "Quicktipp" im Keno-Spiel probiert. Sein Einsatz: 3,60 Euro, sein Gewinn: satte 10 000 Euro - minus 30 Cent "Bearbeitungsgebühr", wie es in der Gewinnmitteilung heißt. So richtig zum Jubeln über die 9999,70 Euro ist Krause allerdings nicht zumute: Der Arbeitslose, der eine Lehre als Hauswirtschafter abgeschlossen hat, ist Hartz-IV-Empfänger, und die können so viel Geld auf einen Schlag nicht einfach so behalten.

Krause ist ein ehrlicher Mann. Also erzählte er beim letzten Besuch im Jobcenter, dass er im Lotto gewonnen habe. Die 10 000 Euro zu verschweigen, kam für ihn nicht in Frage. "Wer weiß schon, in welche Datensysteme die eingebunden sind, das wäre doch sowieso bekannt geworden", sagt er. Krause wusste aber nicht, was dann passieren würde. Wenige Tage später teilte ihm sein Jobcenter lapidar mit: "Der Lottogewinn in Höhe von 9999,70 Euro wird ab Januar 2016 auf Ihre Leistung angerechnet." Dann rechnet die Behörde vor: Krause habe bisher 746,81 Euro zum Leben und für die Miete bekommen, plus 145,73 Euro für die Krankenversicherung und 24,12 Euro für die Pflegeversicherung. Durch den Lottogewinn sei es ihm daher nun möglich, die "Hilfsbedürftigkeit für mindestens 10 Monate zu vermeiden". Von dem schönen Lottogewinn hätte Krause also gar nichts gehabt.

Gewinn mindert ALG-II-Leistungen für sechs Monate

Ganz so schlimm kommt es für den Langzeitarbeitslosen nun doch nicht: Lottogewinne sind nicht zu versteuern. Im Sozialgesetzbuch II gelten sie aber laut Bundesagentur für Arbeit als einmalige Einnahmen, die auf sechs Monate zu verteilen sind. Deshalb wird der Bescheid vom Jobcenter noch einmal korrigiert. Krause, der seit 2008 vergeblich auf Stellensuche ist, soll nun von Januar bis Juni 2016 allein für seinen Lebensunterhalt aufkommen. Etwa 4500 Euro würden ihm dann als Reserve übrig bleiben, wenn er in diesen Monaten weiter so sparsam wie mit Hartz IV lebt.

Krause nimmt's gelassen: "Ich ärgere mich nicht, wozu auch?" Vom Restgewinn will er vielleicht eine Kreuzfahrt machen oder per Interrail-Ticket durch Europa fahren.

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