Kurssturz:US-Sanktionen erschüttern Russlands Wirtschaft

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Eine russische Ein-Rubel-Münze. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Rubel verliert in drei Tagen zehn Prozent an Wert - die Regierung gibt Durchhalteparolen aus.

Von Julian Hans, Moskau

Obwohl nur ein kleiner Kreis von Personen und Unternehmen direkt betroffen ist, erschüttern neue US-Sanktionen die ganze russische Wirtschaft und haben den Rubel auf Talfahrt geschickt. Binnen dreier Handelstage verlor die russische Landeswährung zehn Prozent ihres Wertes zu Dollar und Euro. Zwischenzeitlich wurden am Mittwoch für einen Dollar 65 Rubel bezahlt. Der Preis des Euro überstieg 80 Rubel. So schwach war die russische Währung zuletzt vor zwei Jahren.

Am vergangenen Freitag hatte die US-Regierung eine Liste mit den Namen von 24 Wirtschaftsbossen und 14 Unternehmen aus Russland veröffentlicht, mit denen keine Geschäfte mehr gemacht werden dürfen. Wer weiter Wirtschaftsbeziehungen zu ihnen unterhält, riskiert, selbst mit Sanktionen belegt zu werden. Washington begründete die Maßnahme mit der "andauernden und immer dreisteren boshaften Aktivitäten der russischen Regierung überall in der Welt". Die Personen auf der Liste hätten sie dabei unterstützt.

Viele der betroffenen Konzerne sind international verwoben, ihre Anteile werden an den Börsen in London und Hongkong gehandelt. Aus Angst vor Strafen ziehen internationale Investoren ihre Beteiligungen ab. Bestes Beispiel ist Glencore. Der größte Rohstoff-Händler der Welt mit Sitz in der Schweiz hält fast neun Prozent an dem russischen Aluminium-Produzenten Rusal. Glencore-Chef Ivan Glasenberg legte am Dienstag seinen Sitz im Verwaltungsrat von Rusal nieder. Rusal fällt als Teil des Firmenimperiums des Oligarchen Oleg Deripaska unter die Sanktionen. Der Rubel war Ende 2014 zum ersten Mal eingebrochen, nachdem Amerika und die EU wegen des Krieges im Donbass und des Abschusses eines Passagierflugzeuges über der Ostukraine den Zugang russischer Unternehmen zu den internationalen Finanzmärkten eingeschränkt hatten. Als ein Milliarden-Kredit des staatlichen Ölkonzerns Rosneft fällig wurde, trieb das die Nachfrage nach Dollars plötzlich in die Höhe.

Nach einer zwischenzeitlichen Erholung erreichte die russische Währung ein Jahr später ein neues Tief. Ursache war diesmal der Absturz des Ölpreises. Der Kurs des Rubels entwickelt sich seit Anfang des Jahrhunderts parallel zum Öl, dem wichtigsten Exportgut des Landes. Ein Gesetz, das jedoch in der aktuellen Krise nicht mehr uneingeschränkt gilt: Angesichts der internationalen Spannungen stieg der Preis für Brent-Futures in dieser Woche um sieben Prozent, während gleichzeitig der Rubel zehn Prozent verlor. Dass Anleger, die ihr Geld wegen der Nullzinsen in der Euro-Zone zu attraktiven Zinsen in Rubel und russischen Staatsanleihen geparkt hatten, es jetzt abziehen, um Verluste zu begrenzen, beschleunigt den Verfall zusätzlich.

Die russische Zentralbank hatte den Leitzins nach dem Absturz im Dezember 2014 auf die Rekordmarke von 17 Prozent angehoben. Seitdem konnte er schrittweise gesenkt werden. Der letzte Schritt liegt erst wenige Wochen zurück. Am 26. März senkte die Zentralbank den Leitzins von 7,5 auf 7,25 Prozent. Notenbankchefin Elwira Nabiullina erklärte Anfang der Woche, derzeit sei die Finanzstabilität im Land nicht in Gefahr. "Es gibt keine Notwendigkeit, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen."

Ministerpräsident Dmitrij Medwedew, der am Mittwoch dem Parlament seinen Rechenschaftsbericht ablegte, erwähnte in seinem dreieinhalb Stunden dauernden Auftritt die Krise nur kurz. Die USA versuchten durch Spannungen am Währungs- und Aktienmarkt Russlands Entwicklung zu bremsen. "Ich habe keine Zweifel daran, dass wir damit fertig werden", sagte der Premier.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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