Süddeutsche Zeitung

Kurssturz:Enttäuschung bei Siemens Energy

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Der Kraftwerksbauer kann seine Ziele nicht erreichen, das Windgeschäft läuft schlecht.

Erneute operative Probleme bei der spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa machen die Gewinnplanungen von Siemens Energy zunichte. Weil der Windanlagenbauer im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende September) zum zweiten Mal in Folge operativ mit Verlusten rechnen muss, erreicht auch der deutsche Mutterkonzern sein Renditeziel nicht. Die operative Umsatzrendite vor Sondereffekten werde unterhalb der angepeilten Spanne von drei bis fünf Prozent bleiben, räumte der Energietechnik-Konzern ein. Die im Leitindex Dax notierte Siemens-Energy-Aktie brach um elf Prozent ein. Die Aktie von Siemens Gamesa, an der Siemens Energy die Mehrheit hält, stürzte um bis zu 18 Prozent ab; in diesem Jahr hat sie ein Drittel an Wert verloren. Die schlechten Nachrichten lösten auch einen Ausverkauf bei Titeln anderer Windanlagenbauer aus: Nordex und die dänische Vestas fielen um 4,9 beziehungsweise 6,4 Prozent.

Siemens-Gamesa-Vorstandschef Andreas Nauen deutete zudem an, dass es ein Jahr länger dauern könne, bis der Hoffnungsträger des Konzerns seine Ziele schafft. Der vor einem Jahr an die Spitze von Siemens Gamesa gerückte Nauen wollte sich nicht mehr festlegen, ob eine operative Marge von acht bis zehn Prozent bis 2023 erreichbar sei oder erst im Jahr 2024. "Wir melden uns wieder bei Ihnen, wenn wir mit unseren Hausaufgaben weiter sind", sagte Nauen vor Analysten. Siemens Gamesa kämpft mit stark steigenden Rohstoffpreisen für Stahl oder Kupfer, aber auch mit Problemen beim Hochlauf der neuen Turbinen-Generation. Vor allem in Brasilien sorge die Corona-Pandemie für Nachschub- und Ausführungsprobleme, die die Kosten nach oben trieben, teilte das Unternehmen mit. Operative Probleme und defizitäre Projekte sind nicht neu bei Gamesa. 2019/20 waren die Spanier bei der Installation von fünf großen Windparks in Norwegen vom Winter überrascht worden. Die Gespräche mit Kunden über die Weitergabe der hohen Stahlpreise seien schwierig, sagte Nauen. "Aber es ist klar, dass wir angesichts des Ausmaßes der Erhöhungen nicht darauf sitzenbleiben können." Siemens Gamesa rechnet im laufenden Geschäftsjahr nicht mehr mit einem Gewinn. Der Umsatz werde am unteren Ende der Prognosespanne von 10,2 bis 10,5 Milliarden Euro liegen.

Angesichts dieser Zahlen werde auch der Mutterkonzern die Erwartungen der Analysten im dritten Quartal nicht erfüllen, warnte Siemens Energy. Der Konzernumsatz soll im Geschäftsjahr aber wie geplant um drei bis acht Prozent zulegen; hier hatte Siemens Energy bereits vor drei Monaten Abstriche gemacht. Im angestammten Geschäft mit Turbinen für Gas- und Kohlekraftwerke laufe alles nach Plan, betonte Siemens Energy. Die Zukunft des Konzerns soll aber vor allem bei Siemens Gamesa liegen.

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SZ vom 16.07.2021 / Reuters
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