Kuriose Karriere:Klein-Florida am Schwielowsee

Axel Hilpert war für den Geheimdienst und DDR-Devisenbeschaffer Schalck-Golodkowski tätig. Nun erfüllt er Urlaubsträume - mit einem Ferienresort in Brandenburg.

Steffen Uhlmann

Er hat alles wieder so gewollt und alles wieder so bekommen. Die Anerkennung ist wieder da, die Geschäfte gehen wieder gut, die Küche im neuen Haus ist haargenau wieder so eingerichtet, wie sie es schon im alten Haus gewesen ist.

Ressort von Axel Hilpert am Schwielowsee in Brandenburg

Florida zum Vorbild: Das Ressort von Axel Hilpert.

(Foto: Foto: dpa)

Axel Hilpert sitzt in gediegenem Plüsch, abgeschirmt von der realen Welt. "Es ist schon unheimlich", durchbricht er die Stille: "Ich werde in diesem Herbst sechzig, da sollte man sich endlich mit dem Rückzug befassen."

Gedankenverloren gönnt sich Hilpert eine kleine Pause und erschrickt dabei. Das mit dem Rückzug, sagt er schnell, sei eher scherzhaft gemeint.

Silbermond über dem See, schneeweiße Häuser am Ufer und Träume hinter dem Schilfgürtel - seit Mitte April 2005 bietet Hilpert seinen Gästen das Urlaubs- und Ferienresort Schwielowsee an.

Dort lebt der 59-Jährige auf Tausenden von Quadratmetern seine Leidenschaften aus: Kuba und karibisches Flair, Hemingway und Amerika, Fontane und die Mark Brandenburg, den Buddhismus und einen seiner Hohepriester, Khamba Lama. Und er verdient gut daran.

Schon im Eröffnungsjahr 35.000 Gäste

Hilpert ist ein Beispiel für die ungewöhnlichen Karrieren, die Menschen aus der ehemaligen DDR nach der Wende machten. Er war ganz oben und ganz unten, er hat schnell gelernt, wie der Kapitalismus funktioniert - und dass ein Geschäftsmann für gute Geschäfte vor allem eines braucht: gute Beziehungen.

Schon kurz nach der Wende hatte der Kaufmann das Konzept für ein Urlaubs- und Ferienresort am westlichen Ufer des Schwielowsees im Kopf. Seinerzeit aber stieß Hilpert auf viele Vorbehalte in dem Kleinod kurz vor den Toren Potsdams.

Auch den Vertretern in der angrenzenden Stadt Werder und einigen Politikern in der Potsdamer Landesregierung war der Mann mit dem bisweilen polternden Selbstbewusstsein suspekt. Zumal sein damals schon veritables Imperium viel Phantasie, Gerüchte und Neid entfachte. Stur hielt er an seinen Plänen fest, ein gutes Dutzend Jahre lang, bis er die Baugenehmigung für seinen Traum in der Tasche hatte.

Fast 50 Millionen Euro hat die Theodor Fontane Besitz- und Betriebsgesellschaft mbH mit Hilpert und dem ehemaligen Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje als geschäftsführende Gesellschafter an der Spitze während der ersten Baustufe in das Anwesen investiert.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Expansion nach Kuba und in die Mongolei

Klein-Florida am Schwielowsee

Entstanden sind Ferienhäuser, das Haupt-Hotel, zwei Restaurants, alles im Key-West-Stil wie in Florida. Eine Marina gehört zum Resort, mittlerweile auch ein Pavillon für chinesische Medizin, ein Wellness- und ein Tagungszentrum. Und das kommt offenbar gut an.

Axel Hilpert mit Schwielowsee im Hintergrund

Axel Hilpert. Im Hintergrund der Schwielowsee.

(Foto: Foto: dpa)

Schon im Eröffnungsjahr hatte das Resort beinahe 35.000 Gäste. Ein Jahr später waren es doppelt so viele. Die Zweifler aus der Kommune sind längst verstummt. Die Landschaftsidylle bringt mit der neuen Urlaubsoase mehr Geld in ihre Kassen. Mit jetzt schon 140 Beschäftigten und 23 Azubis ist das Resort nach der Stadtverwaltung von Werder der größte Arbeitgeber in der Region.

Auch scheint Hilpert mit dem Touristik-Konzern TUI den richtigen Geschäftspartner für sein Projekt gewonnen zu haben, nicht nur, weil TUI von Anfang an für eine Auslastung der gesamten Anlage gesorgt hat. Mit dem Konzern im Rücken betreibt Hilpert nun die Expansion seiner Ideen.

Expansion nach Kuba und in die Mongolei

Am Schwielowsee selbst sollen als nächstes das benachbarte Schloss Petzow und ein weitläufiger Golfplatz zum Resort hinzukommen. Mehr aber beschäftigt ihn der Export seiner Urlaubstraumfabrik.

Im Spätherbst darf er in Kuba dank alter und noch immer guter Beziehungen zum Castro-Regime den Grundstein für das zweite Resort gleicher Art legen, das TUI von 2009 an als Robinson-Club nutzen will. Klappt das wie geplant, stehen weitere Projekte an - in Mexiko, auf Mallorca, in Russland und sogar in der Mongolei.

Hilpert hat Erfolg und polarisiert - bis heute, nicht zuletzt wegen seiner schillernden Biographie. Er hat Schlosser gelernt und sich danach zum Techniker ausbilden lassen. Später begann er mit Antiquitäten zu handeln, verdiente für DDR-Verhältnisse unerhört viel Geld damit, geriet schnell in die Grauzone dieses Geschäftes.

So fand er sich bald als Händler bei Kunst & Antiquitäten wieder, einer Firma aus dem Schattenimperium von Alexander Schalck-Golodkowski, der mit seinen Firmen der ewig klammen DDR Devisen und Waren aus dem Westen beschaffte.

Lesen Sie weiter auf Seite 3: Laut Birthler-Behörde war Hilpert "IM Monika"

Klein-Florida am Schwielowsee

Hilpert würde lügen, wenn er den Spaß an seinem damaligen Job nun leugnete. Seine sentimentale Affinität zu Kuba, zu Fidel Castro und zur karibischen Lebensweise stammen aus dieser Zeit.

Schließlich machte er im Auftrage von Schalck mit den Kubanern Geschäfte. Hilpert hält an seiner Biographie fest und macht sich damit immer wieder angreifbar. Da kann er noch so betonen, dass er niemand über den Tisch gezogen und geschadet habe.

Genau das aber werfen ihm seine Kritiker bis heute vor und berufen sich dabei auf Unterlagen der Birthler-Behörde, nach denen er 18 Jahre lang unter dem Decknamen "IM Monika" für die Stasi gearbeitet hat.

Suspekt ist ihnen auch sein Sinn für Geschäft und Karriere gleich nach der Wende. Schneller als andere hatte er erkannt, dass noch zu DDR-Zeiten wertloser Grund und Boden sich unter den neuen Verhältnissen zu einer wertvollen Handelsware verwandeln würde.

Mindestens genauso schnell wurde ihm klar, dass er ein Netzwerk aus Politik- und Wirtschaftsvertretern brauchte, um seine Projekte verwirklichen zu können.

Kurz, er passte sich perfekt an seine neue Umgebung an und hatte damit Erfolg. Umso härter traf ihn der Rückschlag.

"Goldkopf" Hilpert stand vor dem Ruin

Der Umschwung kündigte sich an, als sich Hilpert plötzlich mitten in der Affäre um einen bestechlichen brandenburgischen Bauminister befand. Prompt zogen sich die Geschäftspartner zurück. Seine Villa in der vornehmen Potsdamer Seestraße musste er verlassen. Hilpert, dessen Spitzname einmal Goldkopf gewesen war, stand vor dem Ruin.

Doch nun ist er, mit dem Resort am Schwielowsee, wieder oben angelangt - und um einiges schlauer. Die Politik, von links bis rechts, goutiert ihn wieder, Wirtschafts- und Verbandsvertreter kommen ins Resort.

Die Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD haben hier im Januar ihre Klausurtagung abgehalten, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück traf im Mai im gerade eröffneten Veranstaltungszentrum mit den Finanzministern der G-8-Staaten zusammen.

Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl hat zu seinem 76. Geburtstag hier diniert und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck seine Wiedergenesung zelebriert.

Hilpert aber bleibt Hilpert. Für seine Gegner ist er immer noch die ostdeutsche Altlast, für seine Mitarbeiter dagegen der Patron, der mal mit gelassener Gemütlichkeit, mal mit penibler Strenge hartnäckig seine Ziele verfolgt. Hilpert könnte eigentlich zufrieden sein, wenn da nicht diese Sehnsucht wäre, endlich geliebt zu werden.

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