Arbeitswelt:Kunst im Büro steigert das Wohlbefinden

Arbeitswelt: Moos auf Holz, der neueste Trend in der Start-up-Szene.

Moos auf Holz, der neueste Trend in der Start-up-Szene.

(Foto: Joseffson /imago/Westend61)

Das zeigt eine neue Studie. Die Frage ist nur einmal mehr: Was ist Kunst und was kann weg?

Von Paulina Würminghausen

Das Büro kann einem schon irgendwie leidtun, ist es doch in den vergangenen drei Jahren ganz schön vernachlässigt worden. Die Pflanzen, falls überhaupt noch vorhanden, sind verkümmert. Die Computerbildschirme und Schreibtischstühle still und heimlich entführt. Fällt ja nicht auf. Und jetzt drehen viele Firmen auch noch die Heizung runter, sodass man eigentlich gleich mehrere Wollpullis mit zur Arbeit tragen müsste, um vernünftig arbeiten zu können. Erst Corona, nun Energiekrise: Wie gesagt, das Büro hat es nicht leicht.

In solch unfassbar bürounfreundlichen Zeiten kommt diese Nachricht gerade recht für alle Unternehmenschefinnen und -chefs, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder zurück in die Büros locken wollen: Kunst am Arbeitsplatz steigert das Wohlbefinden. Das hat das internationale Immobilienunternehmen Brookfield Properties in einer Studie über effektives Arbeiten herausgefunden.

Ist ja auch irgendwie logisch. Wer schaut nicht lieber auf ein Gemälde oder immerhin einen Kunstdruck, wenn die Alternative ein trister, grauer Aktenschrank oder - noch schlimmer - ein offenes Regal voller abgewetzter Aktenordner ist. Wenn Unternehmen jetzt vermehrt Kunst in ihren "Working Spaces" und innovativen Konferenzsälen aufhängen, lösen sie damit im Idealfall sogar eine Kettenreaktion aus: Die Menschen kommen wieder mehr ins Büro. Sie schauen dort den ganzen Tag auf abstrakte Kunst. Kommen dabei auf supertolle Ideen. Und zack, steigt der Unternehmensumsatz.

Das Problem an der Sache ist natürlich, dass Kunst immer Geschmackssache ist und man trefflich darüber streiten kann. Die Gefahr ist groß, dass Unternehmen künftig einfach irgendwelche Bilder an die Wand hängen, ohne sich damit zu beschäftigen, welche Designs wirklich produktivitätsfördernd sind. Denn was für den einen Ausdruck moderner Kunst ist, ist für die andere einfach nur ein nerviger digitaler Bilderrahmen, in dem alle zehn Minuten das Bild wechselt, was einen jedes Mal zusammenzucken lässt.

Wobei digitale Bilderrahmen ohnehin schon wieder von gestern sind. Der neueste Trend, vor allem in der Start-up-Szene: Moos auf Holz. Geht nicht ganz so schnell ein wie die Büropflanze auf dem Schreibtisch, will aber auch gepflegt werden. Hat also auch einen Haken. Dann halt doch die leidigen Drucke mit vermeintlich motivierenden Sprüchen wie "Work hard, dream big" oder "Erfolg beginnt im Kopf", die sich offenbar ohnehin nicht aus den Büros verbannen lassen. Anders lässt sich ihre Omnipräsenz in deutschen Firmenzentralen nicht erklären. Ob solche Sprüche jemals irgendjemanden irgendwo zu irgendwas motiviert haben, ist zwar nicht bewiesen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja bald die nächste Studie dazu.

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