Dieser Versicherer betrachtet seine Kunden etwas anders: Wenn jemand eine Hausratversicherung online abschließt, geht es nicht nur um Wohnort, Größe der Wohnung oder Wert der Möbel. Das Heidelberger Start-up Getsafe geht weiter, sagt Mitgründer und Firmenchef Christian Wiens. "Wir schauen uns an, wie lange jemand auf unserer Seite braucht, um einen Vertrag abzuschließen." Die Schlussfolgerung: Wer länger als zwölf Minuten braucht, habe im Schnitt weniger Schäden. Wer sich in weniger als sechs Minuten durchklickt, stelle ein höheres Risiko dar. Das kann sich im Preis oder bei der Beurteilung von Schäden niederschlagen.
Mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) vermisst Getsafe die Kunden. Vier Jahre nach der Gründung steht die Firma vor einem Wachstumsschub. Gerade hat sie sich bei Investoren unter Führung der Berliner Firma Earlybird frische 15 Millionen Euro gesichert und so die Finanzierung auf 21 Millionen Euro gebracht.
Getsafe hat heute 60 000 Policen. "Etwas weniger als die Hälfte der Kunden kommt über das Vergleichsportal Check24", sagt Wiens. Bis Ende 2019 will das Start-up den Bestand auf 180 000 Verträge steigern. Die Mitarbeiterzahl wollen Wiens und Mitgründer Marius Blaesing von 55 auf über 100 steigern. Noch in diesem Jahr geht Getsafe nach Großbritannien. "Italien, Frankreich und Spanien folgen 2020." Aktuell verkauft die Firma eine Haftpflicht- und Hausratpolice mit Fahrradversicherung, eine Zahnzusatzpolice und Rechtsschutz. "2020 wollen wir auch Risikolebens- und Berufsunfähigkeitspolicen anbieten." Getsafe arbeitet als Assekuradeur, übernimmt also Risikobeurteilung, Verwaltung und Schadenbearbeitung, trägt aber das Risiko nicht. Das macht die Munich Re. Die Kunden sind im Schnitt 29 Jahre, 75 Prozent hatten vorher noch keine Versicherung. Wiens: "Wir sind die Nummer eins bei den Versicherungseinsteigern."