Süddeutsche Zeitung

Technologie:Künstliche Intelligenz, aber nachhaltig und aus Deutschland

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Zwei süddeutsche Initiativen zur künstlichen Intelligenz wollen sich zusammenschließen, um der Dominanz von China und den USA etwas entgegen zu setzen.

Von Helmut Martin-Jung, München

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als die Technologie der Zukunft: Solche Systeme lernen aus Daten, sehen darin Dinge, die einem Menschen nie auffallen würden. Sie sollen unsere Energienetze steuern, die Bahn zuverlässiger machen, die Industrie effizienter und vieles mehr. Doch die Musik bei dieser Technologie spielt vor allem in den USA und in China, Europa läuft Gefahr, ein weiteres Mal bei einer prägenden Neuerung hinterherzuhecheln.

Vor diesem Hintergrund haben zwei KI-Initiativen aus Süddeutschland beschlossen, sich zusammenzutun. AppliedAI, die KI-Initiative des Münchner Zentrums für Innovation und Gründung UnternehmerTUM, und der Heilbronner Innovationspark KI wollen ihre Kräfte bündeln, um Deutschland bei der konkreten Anwendung künstlicher Intelligenz voranzubringen. "Große Modelle, Hardware, Software-Werkzeuge und führende KI-Unternehmen entstehen fast ausschließlich außerhalb Europas", sagt Andreas Liebl, der Leiter der Münchner KI-Initiative. Die neue süddeutsche KI-Achse sei gedacht als "ein erster Schritt, der zum Erhalt des europäischen Wohlstands und unserer jahrhundertealten Werte beitragen wird". Man wolle damit ein Gegengewicht schaffen zu Initiativen wie OpenAI aus den USA.

Künstliche Intelligenz verstehen die beiden Initiativen als "zentrale Schlüsseltechnologie, die - ähnlich wie die Erfindung der Dampfmaschine oder des Internets - ein neues Wirtschafts- und Technologiezeitalter einleitet". Der Zusammenschluss der beiden deutschen Einrichtungen sieht es nicht nur als seine Aufgabe, KI-Anwendungen mit Macht voranzutreiben. Er will auch sehr darauf achten, dass diese den Menschen dienen und nachhaltig angelegt sind. Dazu wolle man die Auswirkungen von KI auf Mensch und Wirtschaft ständig diskutieren und zudem mit Informationsangeboten und Weiterbildung Wissen schaffen und Vorurteile abbauen.

Noch wird der geplante Zusammenschluss von Finanzämtern und Kartellbehörden geprüft

AppliedAI wurde 2017 von UnternehmerTUM gegründet. UnternehmerTUM, finanziert von der Unternehmerin Susanne Klatten (BMW), sieht sich selbst als führendes Zentrum für Innovation und Gründung in Europa. Mehr als 300 Personen arbeiten für die Innovationsplattform, die am Campus der TU München in Garching bei München angesiedelt ist. Jährlich werden dort etwa 80 Technologieunternehmen gegründet. Zu den bekanntesten Gründungen der Vergangenheit zählen das Luftfahrtunternehmen Lilium, die Raumfahrtfirma Isar Aerospace und das Software-Haus Celonis, mittlerweile eine Milliardenfirma.

Der Heilbronner Innovationspark KI ist erst 2021 entstanden, ein Konsortium unter Führung der Schwarz-Stiftung, der Stiftung der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), hat einen vom Land Baden-Württemberg ausgerufenen Wettbewerb gewonnen. Die ersten Partner sollen im Juli ein Übergangsgebäude beziehen, voraussichtlich Ende 2023 soll ein Neubau zur Verfügung stehen. Ziel ist es, "das größte Ökosystem für künstliche Intelligenz in Europa" aufzubauen.

Die Zusammenarbeit mit appliedAI soll dazu beitragen, in Heilbronn mehr Angebote und Inhalte zu entwickeln, um in Wirtschaft und Gesellschaft mehr Wissen über künstliche Intelligenz aufzubauen. Aber auch die direkte Unterstützung der Industrie soll erweitert werden. Einerseits, um Unternehmen dazu zu befähigen, auch fortgeschrittene KI-Anwendungen einzusetzen. Andererseits sollen aus Deutschland heraus auch "disruptive, KI-basierte Innovationen" entwickelt und vertrieben werden.

Der Zusammenschluss der beiden Initiativen ist bereits beantragt. Es stehen allerdings noch Prüfungen durch die Finanzämter sowie die Kartellbehörden aus.

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