Künstlersozialkasse:Wirtschaft greift Privilegien für Künstler und Journalisten an

Künstlersozialkasse

Viele Künstler und Journaslisten kommen nur Dank der Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse über die Runden. Unternehmerverbände fordern nun, diese zu reformieren - oder notfalls abzuschaffen.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Arbeitgeber kritisieren das System der Künstlersozialkasse (KSK). Sie beklagen, dass hohe Bürokratiekosten anfallen würden.
  • Unternehmerverbände fordern nun, die KSK-Abgabe zu reformieren - oder sie sonst ganz abzuschaffen.

Besonders viel Geld bleibt bei den meisten selbständigen Künstlern am Ende eines Monats nicht übrig. Bei vielen reicht das Einkommen nicht für größere Anschaffungen oder für kostspielige Zusatzversicherungen. Etwa 180 000 Schauspieler, Maler, Publizisten und andere Künstler sind deshalb hierzulande in der Künstlersozialkasse (KSK) versichert. Diese übernimmt die Hälfte der Beiträge für Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungen. Damit genug Geld im Topf der KSK ist, zahlen auch die Theater, Auftraggeber und Verlage auf die Honorare ihrer Künstler die sogenannte Künstlersozialabgabe.

Das KSK-System steht nun in der Kritik. Unternehmen beklagen, dass neben den Abgaben auch hohe Bürokratiekosten anfallen. Die Rede ist von einen zusätzlichen Euro je Euro Abgabe. Das geht aus Berechnungen der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände hervor, berichtet die FAZ. Auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall kritisiert die jetzige Form der Abgabe.

Der Hauptgeschäftsführer der hessischen Unternehmerverbände, Volker Fasbender, dringt nun auf eine Reform des gesamten Systems. "Die deutsche Künstlersozialversicherung ist ein weltweit einmaliger Sonderweg, der die Unternehmen mit unerträglichen Bürokratiekosten und höchster Rechtsunsicherheit belastet", sagt Fasbender der FAZ.

Im Zweifel fordern die Unternehmer die Abschaffung

Geht es nach Fasbender, sollen die Versicherten die Abgaben selbst an die Versicherung abführen oder zumindest in der Rechnung auf die Abgabenpflicht hinweisen. Derzeit liegt die Pflicht zur Prüfung auf Versicherungspflicht beim Auftraggeber. Wenn die Politik das nicht schaffe, gehörten die Privilegien abgeschafft, sagt er.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall gehe es nicht darum, dass die Unternehmen einen geringeren Beitrag zur Künstlersozialversicherung entrichteten, sagt Vorstandsmitglied Petra Credé. "Vielmehr muss der unverhältnismäßige, durch die Betriebsprüfung durch die Deutsche Rentenversicherung noch weiter verschärfte Verwaltungsaufwand mit einer grundlegenden Reform des Verfahrens erheblich reduziert werden."

Zahl der Versicherten ist stark gestiegen

Seit 1983 müssen unter anderem Theater, Verlage, Galerien und Werbeagenturen sowie andere Arbeitgeber eine Sonderabgabe für freie Künstler und Publizisten entrichten, die sie beauftragen. Dazu kommt noch ein Zuschuss aus Steuermitteln des Bundes. Die Begünstigten müssen dann in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung nur etwa die Hälfte der Beiträge selbst beisteuern und sind damit ähnlich begünstigt wie Arbeitnehmer. Zuletzt kamen rund 250 Millionen Euro aus der Wirtschaft, 175 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt und 460 Millionen Euro aus Versichertenbeiträgen.

Die Zahl der Versicherten ist stark gestiegen - allein in den vergangenen zwanzig Jahren von rund 80 000 auf zuletzt 180 000. Das hängt auch mit der Ausweitung der in Frage kommenden Berufe zusammen, von denen es mittlerweile mehr als hundert gibt.

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