Kuba:Raúl Castro will Doppelwährung abschaffen

Kuba: Kubanerin mit zwei Pesos (links) und Convertibles: Die kubanische Regierung will das doppelte Währungssystem abschaffen.

Kubanerin mit zwei Pesos (links) und Convertibles: Die kubanische Regierung will das doppelte Währungssystem abschaffen.

(Foto: AFP)

Ende der Parallelwelten: Bisher existieren auf Kuba zwei Währungen - eine für den Luxus, die andere für die arme Bevölkerung. Nun verkündet die kubanische Regierung einen Zeitplan, um den doppelten Pesos ein Ende zu bereiten. Die Hoffnung wächst, dass damit auch die Ungerechtigkeit schwindet.

Wer als Tourist durch Kuba reist, errät schnell, wie wertvoll das ist, was er in seiner Tasche trägt: Pesos Convertibles, die "Touristenwährung". Mit diesen an den Dollar gebundenen Pesos wird auf Kuba in Hotels, gehobenen Restaurants und vielen besseren Geschäften bezahlt. Parallel dazu kursiert die Währung der Einheimischen, der normale Peso. An das Geld in den Taschen der Urlauber versuchen kubanische Tourismus-Anbieter nicht nur zu kommen, weil es ein vielfaches der einheimischen Pesos wert ist - sondern auch, weil manche Dinge eben nur mit den wertvollen Convertibles zu bekommen sind.

Bisher muss fast alles, was über den Minimalbedarf an Lebensmitteln und Kleidung hinausgeht, in den staatlichen Geschäften, auf den privaten Bauernmärkten oder auf dem Schwarzmarkt mit konvertiblen Pesos bezahlt werden. Die Parallelwährung, mit einem Wechselkurs von eins zu 24 zum regulären Peso, ist für viele einfache Kubaner praktisch nicht zugänglich, was für die Betroffenen wirtschaftliche Nachteile bedeutet und zu gesellschaftlichen Spannungen führte. Nur eine Minderheit der Kubaner hatte bislang Zugang zum Dollar - oft, weil sie in der Tourismusbranche arbeiteten.

Das monatliche kubanische Durchschnittseinkommen liegt bei 500 regulären Pesos. Zum Vergleich: Eine Nacht in einem schlichten Drei-Sterne-Hotel in der Hauptstadt Havanna kostet ab etwa 20 Pesos Convertibles pro Person, umgerechnet also in etwa so viel wie ein Einheimischer pro Monat verdient.

Einheitswährung soll Exportsektor stimulieren

Nun, nach knapp 20 Jahren, schafft das kommunistische Kuba seine Doppelwährung ab. Staatschef Raúl Castro kündigte am Dienstag das Ende der seit 1994 parallel verwendeten Währungen an. Das Kabinett habe dazu einen Zeitplan gebilligt, hieß es in einer Mitteilung in der Parteizeitung Granma. Die Abschaffung der Doppelwährung war eine der Hauptforderungen des VI. Kongresses der Kommunistischen Partei Kubas im Jahr 2011.

In einem ersten Schritt soll die kommende Einheitswährung Unternehmen zugänglich werden, um "Bedingungen für eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit", eine "Stimulation des Exportsektors" und eine bessere Bewertung der Wirtschaftsleistung zu ermöglichen, hieß es in Granma. In einem zweiten Schritt sollten "natürliche Personen" von der neuen Währung profitieren. Details wurden jedoch nicht genannt. Geplant sei ein Übergangsprozess ohne "Schocktherapie", hieß es lediglich.

Präsident Raúl Castro hatte in den vergangenen Jahren bereits eine ganze Reihe von Reformen auf den Weg gebracht, mit denen unter anderem die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft gelockert und den Kubanern mehr wirtschaftliche Eigeninitiative erlaubt wurde. Zuletzt wurde Ende September erlaubt, dass eine Reihe weiterer Berufe auf selbstständiger Basis ausgeübt werden dürfen, darunter Makler, Agrar-Großhändler, Maurer, Klempner, Zimmermann und Elektriker. Im Oktober vergangenen Jahres waren die Reisebeschränkungen gelockert worden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: