Kryptowährungen:In der realen Welt angekommen

Abendstimmung auf dem Chaux Ronde in der Schweiz

Die Schweiz ist bekannt als Land der Bergpanoramen und der Finanzwirtschaft. Hier der Ausblick vom Berg Chaux Ronde.

(Foto: Anthony Anex/dpa)

Bitcoin und Co. können nun an der Schweizer Börse gehandelt werden.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Wenn es um Kryptowährungen geht, war die Schweiz schon immer einen Schritt weiter. Die Gemeinde Zug gilt als Mekka der Krypto-Gemeinde, und auch sonst sind die Regulatoren dort wesentlich lockerer in Bezug auf die digitalen Münzen. Jetzt hat die größte Schweizer Börse grünes Licht für den wohl ersten ETP auf Kryptobasis gegeben. In den USA gibt es ein ähnliches Produkt bereits.

Ein ETP, englisch "Exchange Traded Product", ist ein Finanzinstrument, das an der Börse gehandelt wird. Es funktioniert wie ein Korb, in den man viele Produkte legt. Investoren können dann Anteile des Korbs an der Börse kaufen und verkaufen, ohne die Kryptowährungen dahinter erwerben zu müssen. Handeln können die Kunden das Produkt aber nur innerhalb eines Tages. Das sekündliche Auf und Ab wie bei Aktien gibt es bei ETP nicht. Unterarten eines ETP sind etwa ETFs (Exchange Traded Funds), Fonds, die an der Börse gehandelt werden, und ETCs (Exchange Traded Commodities), über die Privatanleger in Rohstoffe investieren können. Welche Form der Schweizer ETP haben wird und wie die rechtliche Ausgestaltung genau aussieht, ist noch nicht unklar.

Sicher ist: Der ETP zeichnet die Wertentwicklung von fünf Kryptowährungen nach: Bitcoin (BTC), Ripple (XRP), Ethereum (ETH), Bitcoin Cash (BCH) und Litecoin (LTC), wobei Bitcoin mit 50 Prozent am stärksten gewichtet ist und Litecoin mit drei Prozent am schwächsten. Steigt der Kurs des Bitcoin also stark an, zieht auch das ETP stark an. Steigt hingegen der Litecoin stark an, wird der ETP aufgrund der Gewichtung nur leicht nachziehen.

Die Hersteller des neuen Produkts ETP hoffen nun, dass zahlreiche institutionelle Investoren einsteigen. Die dürfen nämlich aufgrund von Risikobestimmungen oftmals nicht direkt in einzelne Kryptowährungen investieren, da diese als zu riskant gelten.

Privatanleger sollten indes aufpassen, wenn sie einen ETP kaufen. Immerhin gilt der Markt für Krypto-Währungen seit jeher als volatil. Der Startschuss für den Schweizer ETP fällt zudem zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die bekannteste Kryptowährung Bitcoin fiel gerade auf das niedrigste Niveau seit einem Jahr. Vom Hoch bei 20 000 Euro je Bitcoin ist die Währung weit entfernt, sie steht bei knapp über 4450 Euro. Ob die Kryptowährung sich je wieder erholt, ist ungewiss. Analysten bei Bloomberg schätzen, dass der Kurs sich künftig bei 1300 bis 1400 Euro einpendeln wird.

Abgesehen von der Preisentwicklung der Kryptowährungen ist der ETP im Verhältnis auch relativ teuer. Die jährliche Verwaltungsgebühr liegt bei 2,5 Prozent und damit höher als bei vielen ETFs oder anderen Produkten, die auf dem Markt sind.

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