Kryptogeld:Mit Diamanten gedeckt

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Im Diamantenhandel ist es sehr wichtig, den Karatwert genau zu bestimmen. (Foto: Simon Dawson/Bloomberg)

Die größte Edelsteinbörse der Welt in Israel startet mit ihrer eigenen Kryptowährung. Das geht zwar sehr schnell, hinterlässt aber einige Händler skeptisch.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Ramat Gan

Viele Diamantenhändler sind skeptisch. Ihre Geschäfte werden zumeist mit Handschlag abgeschlossen, doch ausgerechnet in ihrer Branche will die israelische Börse für Diamantenhandel nun eine eigene Kryptowährung einführen. Eigentlich sind es zwei Währungen: Cut für akkreditierte Händler und Carat für institutionelle und private Anleger, die in den Diamantenhandel investieren wollen, ohne dafür Steine kaufen oder verkaufen zu müssen.

Das Besondere an dieser neuen Kryptowährung: Ein Viertel des Marktwerts wird durch Diamanten gedeckt, die von unabhängiger Seite, den Wirtschaftsprüfern von Ernst & Young, verwahrt werden. "Bei dieser Währung stecken echte Vermögenswerte dahinter, die sind im Safe gelagert. Es gibt also eine Verbindung zur realen Welt", sagt Nadav Perl vom israelischen Start-up Carats.io, das die Idee mit der Kryptowährung und der Technik dahinter entwickelt hat. Der Preis der Cut- und Carat-Token soll sich mit dem Marktpreis für Diamanten bewegen und "viel weniger volatil sein im Vergleich mit anderen Kryptowährungen".

Der Geschäftsführer der israelischen Diamantenbörse, Eli Avidar, ist überzeugt davon, "dass die Kryptowährung Lösungen für einige unser jetzigen Probleme beim Diamantenhandel bringt". Denn wegen der schärferen Vorschriften im Bankenbereich werde es zunehmend schwieriger, Geldtransfers abzuwickeln oder Kredite zu bekommen. Überweisungen dauern zumeist mehrere Tage: Verkäufer wollen oft den Stein erst herausrücken, wenn sie das Geld erhalten haben, und Händler erst zahlen, wenn sie den Diamanten in Händen halten. Die von Carats.io entwickelte Technologie ermöglicht es, dass eine Transaktion innerhalb von Minuten bestätigt und in der Blockchain festgeschrieben wird.

Was aber bei vielen Händlern auf Skepsis stößt, ist die Transparenz der Transaktionen. Denn Diamantengeschäfte werden häufig nur mit einem Handschlag besiegelt und nicht immer werden Rechnungen ausgestellt. Sowohl vonseiten der Börse als auch der Entwickler wird versichert, dass die Namen der beteiligten Händler nur herausgerückt werden, wenn sie eine Behörde dazu auffordert.

Mit dem Vorverkauf von Token für Händler wurde schon Anfang Februar begonnen. Normalerweise gibt es für Diamanten nur vier Parameter, die vier Cs: Schliff (Cut), Reinheit (Clarity), Farbe (Color) und Gewicht (Carat). Diese vier Parameter reichen aber nach Meinung der Entwickler zur Festlegung eines Preises nicht aus, sodass für den Index 14 Parameter hergenommen werden, auf deren Grundlage ein Algorithmus einen Preis festlegt. Die Indizes sind bereits auf Monitoren in den Gängen und im Börsensaal zu beobachten.

"In den nächsten Tagen oder Wochen" soll nach Auskunft von Perl der Start der ersten Kyptowährung Cut erfolgen. Es gebe noch Fragen der Regulierung und im technischen Bereich zu klären. Mit Carat, der Kryptowährung für Anleger, soll es frühestens im Mai losgehen.

Der israelische Finanzanalyst Edahn Golan rechnet mit Interesse auch bei privaten Anlegern: "Es wird Geld in etwas investiert, das als relativ sicher gilt und hohe Wertschätzung genießt. Nicht nur die Marktentwicklung wird abgebildet, sondern auch der Wert der Diamanten wird berücksichtigt. Das trägt zur Stabilität bei." Die Carats.io-Betreiber sind überzeugt davon, dass sich eine Art Diamantstandard herausbildet, so wie es früher beim Gold der Fall war.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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