Krombacher:Wachstum ohne Prozente

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Krombacher erwartet in diesem Jahr Zuwächse durch die Fußball-Europameisterschaft.

(Foto: David Ebener/dpa)

Deutschlands größte Pilsmarke verdient immer mehr Geld mit alkoholfreien Getränken. Denn der Bierkonsum geht in Europa seit Jahren zurück. Im neuen Jahr hofft die Branche auf ein Fußball-Großereignis.

Von Benedikt Müller

Dass Krombacher im gerade vergangenen Jahr gut sechs Millionen Hektoliter Bier unter eigenem Markennamen verkauft hat, damit kann die Firma aus dem Siegerland leben. Das waren zwar einige Tausend Liter weniger als im Vorjahr. Doch sei 2019 eben nicht so ein "Raketensommer" gewesen wie im Vorjahr, sagt Geschäftsführer Uwe Riehs, mit damals langer Hitzeperiode und einer Fußballweltmeisterschaft.

Vor allem aber meldet Krombacher dennoch einen Rekordumsatz von gut 862 Millionen Euro für 2019. Während der Pils-Absatz leicht schrumpft, verkauft das Unternehmen immer mehr alkoholfreies Bier und Fassbrause. Der Umsatz mit den Limonaden Schweppes und Orangina, deren Markenrechte die Siegerländer hierzulande und in Österreich innehaben, ist im vergangenen Jahr ebenfalls gestiegen. "Auch in der Zukunft wird alkoholfreier und alkoholreduzierter Konsum der Wachstumsmotor für unser Haus sein", sagt Riehs.

Damit liegt Deutschlands meistgetrunkene Biermarke im Trend der Branche: Von Januar bis November 2019 haben hiesige Brauereien 2,5 Prozent weniger Bier verkauft als im Vorjahreszeitraum, meldet das Statistische Bundesamt. Allerdings zählt die Behörde das Wachstumsfeld alkoholfrei nicht mit. In Europa geht der Bierkonsum seit Jahren zurück. Neben dem Gesundheitsbewusstsein gilt die Demografie als Ursache; ältere Menschen trinken im Durchschnitt weniger Bier als jüngere. Und: "Die Leute gehen immer weniger in die Gastronomie, in die Kneipen", sagt Helmut Schaller, Krombacher-Technikchef.

Zugleich melden die Brauereien höhere Kosten, etwa für Personal, Verpackungen, Logistik oder Energie. Daher hat neben Krombacher auch die Radeberger-Gruppe angekündigt, dass sie die Fasspreise für viele Marken in diesem Jahr erhöhen wolle. Die Tochterfirma des Oetker-Konzerns will demnach auch einen Teil der Flaschenpreise anheben, etwa für die Marke Schöfferhofer. Ob Gastronomen und Händler die höheren Preise an ihre Kunden weitergeben, bleibt freilich ihnen vorbehalten.

Krombacher kündigt für das Jahr 2020, in dem die Branche auf die Fußball-Europameisterschaft setzt, ein paar Neuheiten an: darunter ein sogenanntes Limobier, das mehr Limonade enthält als ein gewöhnliches Radler und daher nur 1,5 Prozent Alkohol. Außerdem neue Schweppes-Sorten, die ohne Alkohol auskommen, aber an Cocktailklassiker erinnern sollen. Knapp ein Drittel des Ausstoßes der Unternehmensgruppe sei bereits alkoholfrei, sagt Geschäftsführer Riehs. "Wir gehen schon davon aus, dass aus diesem Drittel mal eine 40 Prozent wird."

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