Kritiker:Eine Frage von Tagen

Tesla verkaufte im Mai Aktien - nur wenige Wochen nach einem tödlichen Unfall. Alles wäre ganz normal - wäre da nur nicht der Zeitpunkt.

Von Thomas Fromm

Die Termine liegen nicht so weit auseinander. Der Tesla-Fahrer Joshua Brown verunglückte am 7. Mai, als er per Autopilot-Steuerung in Florida in einen Sattelschlepper raste. Tesla kündigte am 18. Mai den Verkauf eines Aktienpakets im Wert von 1,4 Milliarden Dollar an.

Die Frage nun ist: Hätte Tesla-Chef Elon Musk seine Investoren nicht vorher über den schweren Unfall, bei dem erstmals ein Mensch in einem selbstfahrenden Tesla starb, informieren müssen? Hat sich Musk hier korrekt verhalten? Oder sollten hier noch einmal schnell Aktien unters Volk gebracht werden, bevor die Sache mit dem Unfall überall publik wurde? Wurden Anleger getäuscht - und könnte der Fall noch ein juristisches Nachspiel haben?

Aufgeworfen wurde die Frage jetzt von dem Magazin Fortune. Denn der Konzern habe die Öffentlichkeit erst informiert, nachdem die US-Behörde National Highway Traffic Safety Administration bereits Ermittlungen eingeleitet hatte. Tatsächlich waren Tesla-Aktien erst einmal eingebrochen, als die Nachricht von der Todesfahrt die Runde machte. Inzwischen liegt der Aktienkurs wieder bei 213 Dollar - da wo er Mitte Mai auch schon lag. Musk ließ die Vorwürfe der Zeitschrift nicht auf sich sitzen und reagierte auf seine Art. Verschnupft und über Twitter. Der Artikel sei "BS" - "Bullshit" - und habe nur ein Ziel: Die Werbeeinnahmen des Magazins zu steigern.

Der Tod des Autofahrers sei dagegen ein tragisches Ereignis ohne direkte Auswirkungen auf den Aktienpreis. Der Verkauf des Aktienpaketes sei schon vor dem Unfall klar gewesen, um mit den Einnahmen Produktionsstätten im Werk auszubauen. Außerdem, so teilte Tesla mit, sei die Untersuchung der Fahrzeugdaten erst gegen Ende Mai abgeschlossen worden - daher habe man seinerzeit noch nicht über den Unfall kommunizieren können.

Die Debatte um Unfälle und Aktienverkäufe trifft den kalifornischen Elektroautobauer zu einer Zeit, in der viele Investoren ohnehin kritisch auf das Unternehmen schauen. Tesla hatte zuletzt im zweiten Quartal in Folge weniger Autos an seine Kunden ausgeliefert als geplant. In den vergangenen drei Monaten seien 14 370 Fahrzeuge an die Kunden geliefert worden, damit sei aber das Ziel von 17 000 Autos verfehlt worden, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Grund sei ein später Produktionsschub gewesen - fast die Hälfte der Fahrzeuge sei gegen Ende des zweiten Quartals hergestellt worden. Deshalb seien 5 150 Teslas noch nicht ausgeliefert gewesen.

Für das Jahr 2020 strebt Tesla-Chef Elon Musk die Marke von einer Million Autos im Jahr an, dabei soll auch die Massenproduktion eines neuen Elektroautomodells sorgen. Zurzeit baut Tesla an die 2000 Fahrzeuge in der Woche.

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