Kritik an Börse und Investmentbankern:Investor verklagt Nasdaq nach Facebook-Börsengang

Die Aktie fällt und fällt, die Facebook-Emission erweist sich als einer der miesesten Börsengänge seit Jahren. Der Technologiebörse Nasdaq droht wegen der technischen Pannen juristischer Ärger.

Der Facebook-Börsengang ist ein Desaster: Die Aktie ist innerhalb von drei Tagen um 18 Prozent abgestürzt, Händler und Investoren sind verärgert und verunsichert. Für die Technologiebörse Nasdaq haben die technischen Probleme jetzt auch ein juristisches Nachspiel. Ein Investor aus dem US-Bundesstaat Maryland verklagte am Dienstag die Betreibergesellschaft. Sein Vorwurf: Nachlässigkeit.

In seiner Klageschrift vor dem Bundesbezirksgericht in Manhattan beantragte der Anleger den Status einer Sammelklage - im Namen aller Investoren, die wegen der technischen Schwierigkeiten beim Börsengang Geld verloren haben. Die Händler an der Wall Street waren am vergangenen Freitag stundenlang im Unklaren über den Status ihrer Aufträge geblieben. Außerdem hatte sich der Börsenstart um etwa eine halbe Stunde verschoben. Einige Investoren geben an, dadurch Geld verloren zu haben.

Die Nasdaq hatte wiederholt eingeräumt, bei der Erstemission (IPO - initial public offering) Fehler gemacht zu haben. Die US-Börsenaufsicht leitete bereits eine Untersuchung der Vorgänge ein. Nach Einschätzung von Investoren trugen die Pannen dazu bei, dass das Interesse an den Anteilsscheinen nicht so überschäumend ausfiel wie zunächst erwartet.

Auch die Großbank Morgan Stanley, die den Börsengang für Facebook abwickelte, hat ein Problem mehr. Neben der US-Börsenaufsicht SEC kündigte auch der Vorsitzende der Regulierungsbehörde Finra, Richard Ketchum, an, die Vorfälle um den IPO zu prüfen. Unmittelbar vor der Erstnotiz hatte Morgan Stanley Anlegern zufolge die Umsatzprognose für das weltgrößte Online-Netzwerk gesenkt. Die Frage, der die Regulierungsbehörde nachgehen will, ist nun, ob Morgan Stanley alle seine Kunden ausreichend über diese Korrektur informiert hat oder nur einige von ihnen und diesen so einen Vorteil verschaffte.

Wegen der Vorwürfe kündigte auch der Bundesstaat Massachusetts eine Untersuchung an. Eine entsprechende Vorladung sei zugestellt worden, teilte die zuständige Landesbehörde mit. Morgan Stanley erklärte am Dienstagabend, man habe bei Facebook die gleichen Abläufe und Vorschriften eingehalten wie bei jedem anderen Börsengang auch.

Der Absturz der Facebook-Aktie hat sich auch am dritten Handelstag fortgesetzt: Am Dienstag stürzte der Kurs um weitere 8,5 Prozent auf einen Schlusswert von 31,12 Dollar (24,44 Euro) ab. Seit 2007 ist nach Angaben des Anbieters Dealogic, die das Wall Street Journal veröffentlichte, keine Erstemission im Milliardenbereich mehr so schlecht gelaufen.

Bereits am Montag hatte das mit viel Euphorie erwartete Facebook-Papier elf Prozent verloren, nachdem es beim Börsendebüt letztlich nur dank Stützungskäufen von Konsortialführer Morgan Stanley den Ausgabepreis von 38 Dollar halten konnte.

Bei Investoren kommen inzwischen zunehmend Fragen über den Wert des Unternehmens auf: Lag der Börsenwert am Freitag noch bei 104 Milliarden Dollar, so betrug er am Dienstag noch etwa 85 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der Suchmaschinenbetreiber Google ist fast 200 Milliarden Dollar wert.

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