Kritik an Ackermann:"Das ist eine reine Showveranstaltung"

Deutsche-Bank-Chef Ackermann will in diesem Jahr auf seine Bonuszahlung verzichten. Aus der Politik hagelt es trotzdem heftige Kritik.

Angesichts der Finanzkrise haben der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, und seine Vorstandskollegen angekündigt, in diesem Jahr auf leistungsabhängige Gehaltskomponenten zu verzichten - und ernten aus der Politik nichtsdestrotrotz heftige Kritik.

Kritik an Ackermann: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann übt Verzicht. Nicht von allen wird es ihm gedankt.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann übt Verzicht. Nicht von allen wird es ihm gedankt.

(Foto: Foto: AP)

SPD-Fraktionschef Peter Struck bezeichnete den Verzicht auf den Bonus im Bundestag als "peinlichen Vorgang". "Das ist eine reine Showveranstaltung." Bankmanager wie Ackermann oder dessen Vorvorgänger Hilmar Kopper hätten so getan, "als spielten sie ein gewaltiges Monopoly".

Es gefalle ihm nicht, mit welcher Arroganz sie noch immer aufträten. Diese Arroganz sei eine Zumutung für alle Sparer, die wegen der Zockerei einiger Bankmanager um ihre Spareinlagen fürchten müssten.

Auch Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sagte, es sei unglaublich, dass Ackermann überhaupt denke, er habe einen Bonus verdient. "Wofür denn, für sinkende Börsenkurse?", fragte sie. Stattdessen sollte Ackermann lieber sein ganzes Gehalt abgeben.

"Banken wie sizilianische Clans"

Lob bekam Ackermann dagegen von Wirtschaftsminister Michael Glos. Es sei ein erstes erfreuliches Zeichen, wenn sich ein Vorstand entschließe, seine Bonuszahlungen nicht in die eigene Tasche zu stecken. "Diesem Beispiel müssen viele andere folgen", sagte der CSU-Politiker.

Allerdings kritisierte Glos das "Verhalten einiger Finanzmarktakteure" heftig. Manche Banken hätten sich wie "konkurrierende sizilianische Clans" verhalten. Ein Bankkunde könne seiner Bank nicht "mehr vertrauen, wenn die Geldinstitute sich gegenseitig nicht mehr trauten". Es brauche mehr Maß und Verantwortungsgefühl, forderte er.

Positiv über den Verzicht der Deutsche-Bank-Vorstände äußerten sich Aktionärsschützer. Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einem "netten und wichtigen Symbol" - mehr sei der Verzicht aber auch nicht. Mit Blick auf die Finanzkrise sagte er, es stelle sich ohnehin die Frage, wieviel Vorstand und Aufsichtsrat für dieses Jahr an erfolgsorientierten Gehaltskomponenten kassiert hätten.

Aus Finanzkreisen hieß es, dass es in vielen Geldhäusern bereits ähnliche Überlegungen wie bei der Deutschen Bank gebe. Konkrete Äußerungen gab es allerdings nur von der WestLB: Der Vorstand Bank sei angesichts der Finanzmarktkrise und des milliardenschweren Rettungspaktes für die Branche zu einem Gehaltsverzicht bereit, sagte ein Sprecher der WestLB in Düsseldorf. "Der Vorstandsvorsitzende hat bereits gestern als erster Banker in Deutschland Stellung bezogen und die Bereitschaft zu einem Gehaltsverzicht signalisiert."

Der Vorstandschef der WestLB AG, Heinz Hilgert, hatte in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt: "Wir Banker haben die Krise teilweise selbst verschuldet. Jetzt dürfen wir nicht am Status quo kleben, sondern müssen uns gefallenlassen, dass die Politik Gehaltsverzicht durchsetzt und die Nachhaltigkeit unserer Geschäftsmodelle prüft."

Zurückhaltung bei großen Banken

Ansonsten äußerten sich die deutschen Großbanken zurückhaltend zur Initiative Ackermanns. Die Commerzbank wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Auch die schwer angeschlagene Hypo Real Estate erklärte, die Äußerungen Ackermanns nicht kommentieren zu wollen.

"Aufsichtsrat und Vorstand haben sich mit derartigen Vergütungsfragen bisher nicht befassen können." Grundsätzlich würden Entscheidungen über Boni erst im folgenden Frühjahr getroffen, erklärte HRE-Sprecher Hans Obermeier. Die Bayerische Landesbank hat sich nach Angaben eines Sprechers mit dem Thema noch nicht befasst. Kein Kommentar hieß es bei der LBBW in Stuttgart.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann hatte der Bild am Sonntag in einem Vorabbericht gesagt: "Ich habe dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank mitgeteilt, dass er "in diesem schwierigen Jahr auf meinen Bonus verzichte - zugunsten verdienter Mitarbeiter, die das Geld nötiger haben als ich." Er sprach von einem "persönlichen Zeichen der Solidarität".

Neben Ackermann verzichten einem Sprecher zufolge auch seine drei Vorstandskollegen auf alle leistungsabhängigen Gehaltskomponenten - diese machten im vergangenen Jahr immerhin mehr als 85 Prozent der gesamten Vergütung von 33 Millionen Euro aus. Finanzkreisen zufolge plant auch der Aufsichtsrat der größten deutschen Bank einen solchen Verzicht.

Der Schweizer Ackermann war im vergangenen Jahr mit einem Jahresgehalt von 14 Millionen Euro Top-Verdiener aller Dax-Konzernchefs - davon waren im Rekordjahr der Deutschen Bank 90 Prozent erfolgsabhängige Boni. In diesem Jahr wären diese Gehaltsbestandteile wegen der Ertragseinbußen wohl ohnehin zusammengeschmolzen.

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