Krisenpolitik:Armes Athen

Griechenland zahlt einen Kredit an den IWF pünktlich zurück. Doch die Kasse dürfte bald leer sein. Immerhin, kleine Lichtblicke gibt es.

Von Catherine Hoffmann

Wie schlecht es um Griechenland steht, zeigt eine Zahl: 331 Milliarden Euro. So hoch sind die Staatsschulden des Landes mit elf Millionen Einwohnern. Nie zuvor hatte es so hohe Verbindlichkeiten. Und niemand weiß, wer die Schulden jemals zurückzahlen soll. Ein kleiner Schritt ist nun immerhin getan: Griechenland wird Regierungskreisen zufolge fristgerecht eine fällige Kreditrate von 450 Millionen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen. "Die Zahlung ist vorgesehen und wird heute im Laufe des Tages rausgehen", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag von einem Vertreter der Athener Regierung. Doch das Kräftemessen zwischen Griechenland und seinen Kreditgebern geht weiter.

Gläubiger und die neue Regierung in Athen ringen um die Auszahlung der letzten Kreditrate des auslaufenden Hilfsprogramms in Höhe von 7,2 Milliarden Euro. Die Geldgeber verlangen, dass die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras ein tragfähiges Reformkonzept vorlegt, bevor das Geld fließt. Griechenland ist dringend auf die Zahlung angewiesen, das Land plagen akute Finanznöte. Sollte es keine weiteren Finanzhilfen erhalten, droht dem Land schon bald die Zahlungsunfähigkeit. Schätzungen zufolgen fehlen Athen in diesem Jahr rund 20 Milliarden Euro, um auslaufende Anleihen zu bedienen, Kredite zurückzuzahlen und fällige Zinsen an die Gläubiger zu überweisen. Doch die neue Regierung aus Linksradikalen und Rechtspopulisten tut sich schwer damit, Arbeitsmarkt und öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen und Steuerpolitik zu reformieren. Sie eint vor allem eines: der gemeinsame Kampf gegen das sogenannte Spardiktat der Geldgeber.

Einfach wird es nicht, einen Kompromiss zu finden. Was helfen könnte, wären ein Ende der Rezession in Griechenland und ein Aufschwung der Wirtschaft. Denn für einen ausgeglichenen Staatshaushalt braucht es mehr als nur einen sparsamen Finanzminister. Was noch nützlicher ist, ist eine starke Wirtschaft, die höhere Steuereinnahmen bringt. Es gibt Hoffnung: In Griechenland mehren sich positive Konjunktursignale. Die Arbeitslosenquote sank im Januar auf 25,7 von 25,9 Prozent im Dezember, wie das Statistikamt Elstat mitteilte. Das Rekordhoch hatte im September 2013 bei 28 Prozent gelegen. Für gute Nachrichten sorgte auch das produzierende Gewerbe; die Betriebe stellten 1,9 Prozent mehr Menschen ein als vor Jahresfrist. Allein in der Industrie gab es ein Plus von 5,8 Prozent. Nach sechs Jahren Rezession war Griechenlands Wirtschaft im vergangenen Jahr erstmals wieder leicht gewachsen, wenn auch nur um 0,7 Prozent.

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