Kriselnde Kooperation von VW und Suzuki:Schweigsamer Herr Piëch

Der VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch geizt eigentlich nicht damit, seine Gedankenspielen der Öffentlichkeit zu erzählen. Dass ihn Partner Suzuki nun düpiert hat und die Firmenehe mit VW lösen will, hat ihm dann allerdings doch die die Sprache verschlagen. Dabei gäbe es viel zu besprechen.

Thomas Fromm

Ferdinand Piëch ist erstaunlich milde an diesem Abend. Früher hat er bei solchen Gelegenheiten schon mal innerhalb weniger Minuten seinen Konzern vergrößert. Davon gesprochen, wie sehr ihm Alfa Romeo als Marke gefällt, von Motorradherstellern geschwärmt und den japanischen Autobauer Suzuki gleich mit eingemeindet. Diesmal ist er auffällig vorsichtig.

Scania - MAN

Geübt im Mienenspiel: Ferdinand Piëch

(Foto: dpa)

Nur kein falsches Wort, nur keine Provokationen. Ursula Piëch schirmt den VW-Aufsichtsratschef ab. Einmal reicht er seiner Frau ein Löffelchen mit Tafelspitz in Aspik. Und man spürt: Der 74-Jährige, der beim großen VW-Abend am Vorabend der Frankfurter Automesse IAA sonst so gerne die Menge sucht, will diesmal lieber für sich allein bleiben. Der Mann, der sonst gerne über seine Sicht der Dinge redet, schweigt. Ein Konzern, der seit Jahren auf Expansionskurs ist, im Jahr 2018 der größte Autobauer der Welt sein möchte und dann zehn Millionen Autos verkaufen will, verschließt sich.

Es gibt eine Menge Ärger hinter den Kulissen der grellen Autopräsentationen dieses Abends. VW hatte dem Partner Suzuki am Wochenende vorgeworfen, Dieselmotoren bei Fiat eingekauft und damit geltende Verträge gebrochen zu haben. Am Montag dann hatte Suzuki-Chef Osamu Suzuki dem deutschen Partner empfohlen, seinen 19,9-Prozent-Anteil an den Japanern wieder zu verkaufen - es wäre das Ende einer Ehe, die vor zwei Jahren begann und von der sich die Deutschen einen Schwung für ihr Kleinwagengeschäft und Hilfe bei der Expansion in Schwellenländern versprachen. Obwohl schon Daimler und Mitsubishi nicht miteinander klarkamen und schon eine Liaison von General Motors und Suzuki nicht vorwärtskam.

VWsteht vor einem Scherbenhaufen

Jetzt steht der VW-Konzern vor dem Scherbenhaufen seiner Beziehung mit Suzuki und muss sehen, wie er das Dilemma löst. Vor allem hat VW 1,7 Milliarden Euro für seine Beteiligung in Japan bezahlt, die seitdem an Wert verloren hat. Und die möglicherweise mehr an Wert verlöre, würde man heute schon laut über einen Verkauf des Pakets spekulieren. Wie es weitergeht? "Fragen Sie die Operativen", sagt Piëch - also die Manager des Konzerns.

VW-Chef Martin Winterkorn will allerdings überhaupt nicht über das Thema reden. Er sagt etwas von "schwierigen Verhandlungen" mit Suzuki in den kommenden Wochen. Und dann spricht er doch: "Wir haben fast 20 Prozent an Suzuki", sagt er, und so wie er das sagt, wird klar: Suzuki kann fordern. VW aber sieht sich als großer Miteigentümer von Suzuki - und damit als Macht im Hause. "Wenn ich ein schönes Grundstück habe, und jemand will unbedingt, dass ich es verkaufe, heißt das noch nicht, dass ich es verkaufen muss", sagt Winterkorn. Er bemüht sich um Contenance. VW will die Lage nicht weiter verschärfen; jetzt geht es darum, die Beziehung noch zu retten.

Von den Äußerungen Suzukis "absolut überrascht"

Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus Konzernkreisen jedoch, man sei "von der Schärfe der Äußerungen Suzukis absolut überrascht" gewesen. "Wir können uns das nicht erklären." Alles hänge nun davon ab, wie sich "die Machtkämpfe im Suzuki-Management" entwickelten. Die Entwicklung von Kleinwagen und die Expansion in Ländern wie Indien bekämen durch den Ehekrach einen Dämpfer - ausgebremst aber sehe sich VW dadurch nicht. Dass Suzuki am Ende wohl Angst um seine Unabhängigkeit hatte und befürchtete, der Markensammler VW könne mehr wollen als die knapp 20 Prozent? "Wir haben immer klargemacht, dass das zurzeit nicht zur Debatte steht", heißt es im Konzern.

Dabei ist Suzuki nur eines der Themen, die VW umtreiben. Auch die Frage, wie es mit Porsche weitergeht, beschäftigt die VW-Granden. Nachdem eine Fusion mit der Porsche Holding wegen juristischer Probleme und Milliardenrisiken vorerst nicht klappen dürfte, setzen die Hersteller auf Plan B. Das bedeutet: VW könnte von Ende 2012 an sein Kaufrecht nutzen und das eigentliche Sportwagengeschäft, die Porsche AG, komplett übernehmen. Allerdings war man bisher davon ausgegangen, dass ein solcher Schritt nicht vor Mitte 2014 erfolgen würde - denn erst ab diesem Zeitpunkt wäre ein solcher Handel steuerfrei. Porsche-Chef Matthias Müller zufolge gibt es aber auch ein "Zeitfenster zwischen 2012 und 2014". So oder so - VW halte daran fest, Porsche in den Konzern zu integrieren. "Gehen Sie davon aus: Es wird gut werden", so VW-Chef Winterkorn.

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