Süddeutsche Zeitung

Krise zwischen Libyen und Schweiz:Kein Öl mehr, kein Geld mehr

Im Sommer löste die Verhaftung eines Sohnes des libyschen Staatschefs el Gaddafi durch Schweizer Behörden eine diplomatische Krise aus - nun zieht das Land erneut radikale Konsequenzen.

Die Affäre um die kurzzeitige Verhaftung eines Sohnes des libyischen Revolutionsführers Muammar el Gaddafi spitzt sich wieder zu. In einer Erklärung des Außenministeriums in Tripolis, die am Donnerstagabend von der staatlichen Nachrichtenagentur JANA veröffentlicht wurde, hieß es, Libyen werde kein Rohöl mehr an die Schweiz liefern.

Zudem will das Land seine Anlagen bei Schweizer Banken in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar (etwa 5,2 Milliarden Euro) abziehen und jegliche wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Schweiz einstellen. Als Begründung wurde "die schlechte Behandlung mehrerer libyscher Diplomaten und Geschäftsleute durch die Polizei des Kantons Genf" angeführt.

Schweizer Medien berichteten zudem, dass der Hauptlieferant für Öl in der Schweiz seine Lieferungen schon eingestellt habe. Betroffen sind über 300, dem libyschen Staat gehörende Tankstellen der Firma Tamoil in der Schweiz.

Offizielle Reaktionen der Schweiz gab es am Freitag zunächst nicht. Die Maßnahmen wurden aber mit Überraschung aufgenommen, zumal die Genfer Justiz das Verfahren eingestellt hatte.

Der jüngste Sohn des Revolutionsführers Hannibal war zusammen mit seiner hochschwangeren Frau Aline Ende Juli in Genf festgenommen und zwei Tage festgehalten worden. Ihnen wurde vorgeworfen, zwei Hausangestellte aus Tunesien und Marokko körperlich misshandelt zu haben.

Das Paar hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und war nach seiner Freilassung nach Libyen ausgereist. Danach hatte Libyen schon einmal den Ölhahn zugedreht, was für die Schweiz aber kaum Auswirkungen hatte.

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dpa/ihe/gal
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