Krise der Deutschen Bank:Aus der Hecke

Die Deutsche Bank steht vor dramatischen Umstrukturierungen. Ausgerechnet jetzt werden diffuse Vorwürfe gegen Vorstand Anshu Jain laut. Wer immer die Gerüchte lanciert hat - Jain soll als alleiniger Bankchef verhindert werden.

Kommentar von Ulrich Schäfer

An einen Zufall, nein, daran sollte man nicht glauben. Da tagt in Frankfurt erst der Vorstand und dann der Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Es geht um die Zukunft des wichtigsten deutschen Geldhauses - und gleichzeitig taucht, lanciert durch irgendwelche Heckenschützen, in den Medien eine Geschichte auf, in der es um dunkle Geschäfte mit sogenannten Verschmutzungszertifikaten geht, um neue Erkenntnisse in einem komplizierten Fall, dessen Details nichts zur Sache tun. Denn entscheidend ist nur die eine Botschaft: Anshu Jain, einer der beiden Chefs, wird angeblich durch interne E-Mails belastet. Auch das noch.

Denn der andere Vorstandschef, Jürgen Fitschen, hat ebenfalls juristische Probleme. Er steht von Dienstag an in einem der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse in München vor Gericht. Es geht um den nicht minder komplizierten Pleite-Fall des Medienunternehmers Kirch und die zwielichtige Rolle der Bank hierbei.

Egal ob die Vorwürfe gegen Jain stimmen oder nicht: Sie sollen dazu beitragen, die Doppelspitze der Bank weiter zu schwächen - eine Doppelspitze, die mit dem von ihr ausgerufenen Kulturwandel ihre liebe Not hat. Jain würde, so unterstellen ihm viele, die Bank gern allein führen, sobald der 66-jährige Fitschen in Rente geht. Aber das wird nur klappen, wenn die Staatsanwälte nicht auch noch gegen ihn ermitteln. Die Heckenschützen haben ihr Urteil jedenfalls schon gefällt: Sie wollen Anshu Jain stoppen.

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