Daniel Schröder klappt sein Schatzkästchen mit den Fälschungen auf und zieht einen kleinen Goldbarren heraus. Er ist in Plastik eingeschweißt, "The Perth Mint Australia" steht darauf. "Sieht echt aus, die Farbe, das Gewicht, alles passt", sagt der Mann, der beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum die Echtheit der Ware prüft. Dann aber dreht er das Stück und deutet auf den Rand. "Fast doppelt so dick wie echtes Gold", sagt Schröder und fügt trocken hinzu: "Da wollte jemand am Material sparen."
Fälschungen wie diese sind in den vergangenen Wochen häufiger bei Edelmetallhändlern aufgetaucht. Der Barren besteht aus Messing und ist nur mit einer dünnen Goldschicht überzogen. Und da Messing viel leichter ist als Gold, musste man es eben ein bisschen dicker machen.
Ende Januar ersteigerte ein Schnäppchenjäger im Internet auf der Handelsplattform Ebay einen solchen Perth-Mint-Barren vom Gewicht einer Feinunze (31,1 Gramm) für 367 Euro. Auf die Idee, dass daran etwas faul sein könnte, kam er nicht. Der aktuelle Goldkurs liegt bei 1163 Euro, dreimal so hoch.
"Die Fälschungen werden immer raffinierter", sagt Waldemar Meyer, Chef der Initiative "Deutsche Edelmetall Gesellschaft". Neueste Masche sei es, zur Ware den gefälschten Kaufbeleg eines renommierten Händlers oder einer Bank zu präsentieren. Ein großer Teil der Fälschungen stammt aus China, die Stücke werden dort massenhaft hergestellt. Vor fünf Jahren liberalisierte das Land den Handel mit dem Edelmetall. Seitdem lohnt sich das Geschäft für Betrüger noch mehr. Der Zoll unternimmt nichts dagegen. Solange die Fälschungen als "Kopien" deklariert sind, ist nichts Illegales daran, sie auszuführen. Sie dienen auch als Dekoware für das Schaufenster von Juwelieren.
Zum Betrug wird es erst dann, wenn die Stücke als echt verkauft werden. Die Anbieter im Internet erfinden dazu gern Geschichten. Einer schrieb, er habe das Gold auf dem Dachboden einer verstorbenen Tante gefunden und wolle es loswerden, deshalb gebe er es billiger ab. "Gerade wenn sie im Internet kaufen, handeln manche nach dem Motto: Gier frisst Hirn", sagt Experte Meyer. Dabei müsse jedem Käufer klar sein, dass nie jemand echtes Gold unter dem aktuellen Kurs verkaufe, zumal bei Ebay auch noch Gebühren draufkämen.
Fachleute empfehlen, Gold ausschließlich bei Banken oder erfahrenen Händlern zu kaufen, nicht im Internet und auch nicht an Autobahnraststätten, wo es gelegentlich günstig angeboten wird.
Privatleute können die Fälschungen nicht erkennen. Dazu braucht es Experten wie Daniel Schröder, der über ein ganzes Arsenal an Messgeräten verfügt, etwa eine Feinwaage, die auf das hundertstel Gramm genau misst. Die trickreichsten Fälschungen lassen sich aber selbst damit nicht entdecken: Sie enthalten das Metall Wolfram, das genauso schwer ist wie Gold. Dafür gibt es andere Geräte, die Strom, Ultraschall oder Röntgenstrahlen durch Barren und Münzen schießen.
Für die Internet-Offerten hat Schröder einen Vergleich: "Gold ist Zahlungsmittel, das ist so, als würde einem jemand einen 100-Euro-Schein für 90 Euro anbieten." Da würde sofort jeder sagen: Der ist nicht ganz dicht.