Kreuzfahrten:Wenig Segler, viele Schmutzfinken

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Die Kreuzfahrtbranche ist ein schmutziges Geschäft. Umweltschützer fordern ein Umdenken.

Von Eva Dignös, München

Gerade einmal 224 Passagiere passen auf die Royal Clipper. An Bord gibt es nicht drei, vier oder fünf verschiedene Restaurants - sondern eins. So viel Bescheidenheit zahlt sich aus im Kreuzfahrtranking des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), der jährlich anprangert, wie schmutzig die Kreuzfahrtbranche ist. Die Klimabilanz der Royal Clipper fällt aus Sicht der Umweltaktivisten vergleichsweise gut aus: Denn sie ist ein Segelschiff. Viele andere Modelle bekommen dagegen schlechte Noten. Das Gros der Branche setze weiterhin umweltschädliches Schweröl als Treibstoff ein und verzichtet auf Rußpartikelfilter, heißt es vom Nabu.

Immerhin: Ein kleiner Teil der Flotte werde etwas sauberer. Das betrifft Schiffe, deren Motoren mit Flüssiggas (LNG) betrieben werden. Das reduziert vor allem den Ausstoß von Stickoxiden deutlich. Die Aida Nova der Rostocker Reederei, die im vergangenen Jahr vom Stapel lief, war weltweit das erste Kreuzfahrtschiff mit LNG-Antrieb und führt das Ranking der Schiffe mit dem geringsten Schadstoffausstoß für den europäischen Markt an, gemeinsam mit der neuen Costa Smeralda des italienischen Unternehmens Costa Crociere, die ebenfalls mit Flüssiggas fährt. So wenig Schadstoff die LNG-Schiffe auch ausstoßen: Für das Klima seien die Schiffe trotzdem belastend. Denn wie Diesel ist Flüssiggas ein fossiler Brennstoff und hinterlässt einen CO₂-Fußabdruck.

Manchen Schiffen halten die Umweltschützer wenigstens noch zugute, dass sie Stickoxidkatalysatoren einsetzen und ganz oder teilweise auf Schweröl verzichten, den billigsten und umweltschädlichsten Schiffstreibstoff. Besonders schlecht schneidet dagegen unter anderem die mehr als 20 Jahre alte Mein Schiff Herz von TUI Cruises ab. Das gesamte Ranking steht auf der Internetseite des Nabu.

Der Verband fordert, Kraftstoffe nicht mehr über Steuerbefreiungen zu subventionieren. Das Ziel müsse der flächendeckende Einsatz emissionsfreier Technologien sein. Doch bis Kreuzfahrtschiffe mit Elektromotoren über die Weltmeere fahren, ist es noch ein langer Weg. Längere Routen sind damit noch nicht zu bewältigen, Elektroschiffe sind derzeit nur als Fähren auf kurzen Strecken im Einsatz. Die Hybridtechnologie wäre eine Möglichkeit, auch auf Kreuzfahrten zumindest zeitweise auf fossile Brennstoffe zu verzichten.

Erste Versuche gibt es bereits: Die norwegische Reederei Hurtigruten kombiniert auf dem neuen Expeditionsschiff Roald Amundsen Diesel- und Elektroantrieb. Empfindliche Landschaften in Alaska und der Antarktis will das Unternehmen somit möglichst umweltfreundlich ansteuern. Drei weitere Schiffe der Reederei sollen mit Akkupacks zu Hybridschiffen umgerüstet und zusätzlich mit einem Landstromanschluss ausgestattet werden. Denn auch wenn sie im Hafen liegen, belasten viele der Schiffe die Umwelt, weil die Motoren weiterlaufen.

Das allerdings liegt nach Angaben des Branchenverband der Kreuzfahrtindustrie (Clia) nicht nur an der Technik an Bord, sondern auch an der Infrastruktur an Land. In Europa gebe es nur zwei Häfen mit Landstromanlagen: Hamburg und Kristiansand in Norwegen - weltweit seien nur 16 von 1000 angelaufenen Häfen entsprechend ausgerüstet.

© SZ vom 22.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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