Krebs durch Glyphosat:Bayer soll US-Kläger 80 Millionen Dollar zahlen

Krebs durch Glyphosat: Das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

Das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

(Foto: AP)
  • Ein Gericht in San Francisco spricht einem 70-jährigen Mann die Summe zu, der nach der Nutzung des glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittels "Roundup" der Bayer-Tochter Monsanto an Krebs erkrankt war.
  • Für den deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzern ist das Verfahren besonders heikel, weil es sich um eine Art Musterprozess handelt.
  • Bis Ende Januar wurden Monsanto in den USA glyphosatbezogene Klagen von etwa 11 200 Klägern zugestellt.
  • Bayer bestreitet, dass das Mittel krebserregend ist, und verweist auf entsprechende wissenschaftliche Studien sowie Einschätzungen von Zulassungsbehörden.

Bayer hat in den USA einen weiteren wichtigen Prozess um mutmaßlich krebserregende Produkte der Tochter Monsanto verloren. Eine Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco urteilte am Mittwoch, dass Monsanto für Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels "Roundup" mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar ist und dem 70-jährigen Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von 80,3 Millionen Dollar (71,4 Mio Euro) zahlen muss.

Der deutsche Pharma- und Agrarchemie-Konzern zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht. Dennoch ändere das Urteil nichts "am Gewicht von über vier Jahrzehnten umfangreicher wissenschaftlicher Arbeit und den Schlussfolgerungen von Regulierungsbehörden weltweit, welche die Sicherheit unserer glyphosatbasierten Herbizide und die Schlussfolgerung stützen, dass diese nicht krebserregend sind". Der Dax-Konzern kündigte zudem an, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen.

In der vergangenen Woche war die Jury bereits im vorentscheidenden ersten Teil des Prozesses zu dem Schluss gekommen, dass Roundup als krebserregend einzustufen sei. Damit ging das Verfahren vor den gleichen Geschworenen in die zweite Phase, in der es um die Frage der Verantwortlichkeit des Konzerns und um eventuelle Schadenersatzansprüche ging.

Prozess mit Signalwirkung

Für Bayer ist der Fall Hardeman hochbrisant, da es sich um einen richtungsweisenden Bellwether Case handelt. Damit ist im US-Recht eine Art Musterfall in einem Massenverfahren gemeint. Mehrere dieser repräsentativen Fälle sind angesetzt. Sie sollen den Streitparteien helfen, das Ausmaß von Schäden und die Höhe denkbarer Vergleichszahlungen besser abschätzen zu können. Insgesamt sind bei dem zuständigen US-Richter Vince Chhabria mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt.

Die Klagewelle gegen Bayer war so richtig ins Rollen gekommen, nachdem eine Geschworenenjury dem Krebspatienten Dewayne Johnson in einem anderen Verfahren im vergangenen August insgesamt 289 Millionen Dollar an Schmerzensgeld und Entschädigung zugesprochen hatte. Die Richterin senkte zwar die Strafe gegen den im vergangenen Jahr von Bayer übernommenen US-Saatgutkonzern Monsanto später auf etwa 78 Millionen Dollar (69 Mio Euro), doch sie machte Glyphosat weiterhin für die Krebserkrankung des Mannes verantwortlich. Bayer hat auch gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.

An der Börse steht der Konzern wegen der vielen Glyphosat-Klagen in den USA inzwischen massiv unter Druck. Anleger und Analysten fragen sich, ob die Leverkusener die Risiken des etwa 63 Milliarden Dollar (56 Mrd Euro) teuren Monsanto-Kaufs unterschätzt haben. Das jetzige Verfahren war erst der Anfang: Bis Ende Januar wurden Monsanto in den USA glyphosatbezogene Klagen von etwa 11 200 Klägern zugestellt. Am Donnerstag soll bereits ein weiterer Prozess bei einem Landgericht im kalifornischen Oakland starten.

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