Kosten deutlich gestiegen:Arbeit - ein teures Vergnügen

Die Kurzarbeit hat die Kosten für Arbeit massiv verteuert. Langfristig profitiert Deutschland jedoch davon - denn so konnten Massenentlassungen verhindert werden.

S. Haas

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat Arbeit in Deutschland kräftig verteuert. Weil die Aufträge fehlten, haben viele Unternehmen voriges Jahr Überstunden abgebaut sowie Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt. Damit konnten Massenentlassungen verhindert werden. Weil sich dadurch aber weniger Arbeit auf nahezu unverändert große Belegschaften verteilt hat, waren die Beschäftigten weniger produktiv.

Deshalb stiegen die Arbeitskosten je geleisteter Arbeitsstunde 2009 um 4,1 Prozent, wie eine Berechnung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden zeigt. Das Amt erhebt diese Daten seit 1996. Die Arbeitskosten seien seitdem noch nie so stark gestiegen wie 2009, rechneten die Statistiker aus. Auch im europäischen Vergleich verteuerte sich Arbeit in Deutschland stärker als anderswo: Nach den jüngsten europaweiten Daten für das dritte Quartal 2009 stiegen die Arbeitskosten in der Europäischen Union nur um 3,1 Prozent. Allerdings, so die Statistiker, weise Deutschland von 2001 bis 2008 stets eine der niedrigsten Wachstumsraten in der EU auf.

Anstieg der Arbeitskosten gestoppt

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kam im Dezember zu ähnlichen Resultaten. Nach einer Untersuchung des Instituts erhöhten sich allein im ersten Halbjahr 2009 die Lohnstückkosten, also die Arbeitskosten je Produkteinheit, in deutschen Firmen um 25 Prozent. Trotz Rezession habe die deutsche Wirtschaft ihre Beschäftigten gehalten, lobt das IW. Die negativ anmutende Entwicklung bedeute aber nicht zwangsläufig, dass deutsche Firmen dauerhaft einen Wettbewerbsnachteil haben. "Wenn die Produktion wieder anzieht, sparen die Firmen die Kosten für die Einstellung und Einarbeitung von Arbeitskräften", so das IW.

Entwarnung kommt auch vom Statistischen Bundesamt. Der durch die Wirtschaftskrise ausgelöste Anstieg der Arbeitskosten sei inzwischen gestoppt. Schon in den letzten drei Monaten 2009 sanken sie im Vergleich zum Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent. Damit habe sich der Trend aus dem dritten Quartal (minus 0,2 Prozent) fortgesetzt, schreibt das Amt.

In seiner jüngsten Konjunkturprognose bescheinigt auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel dem deutschen Arbeitsmarkt eine "erstaunlich gute Verfassung". Die Arbeitslosenquote sei trotz Rezession nur geringfügig gestiegen; sie lag zuletzt bei 8,2 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen habe zuletzt sogar leicht zugenommen, während die der Kurzarbeiter weiter zurückging.

Konjunkturerholung gerät ins Stocken

Die Zahl der Arbeitslosen werde in diesem Jahr daher nicht so stark steigen wie noch im Dezember erwartet, schreibt das IfW am Donnerstag. Im nächsten Jahr, so die Schätzung, wird die Arbeitslosigkeit sogar wieder sinken, von 3,4 Millionen auf knapp 3,3 Millionen Menschen.

Die Konjunkturerholung sei jedoch nach einem Umschwung im Sommer vorigen Jahres ins Stocken geraten, berichten die Forscher. Im ersten Quartal dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt wegen der ungewöhnlich kalten Witterung sogar gesunken sein. "Die Einbußen dürften jedoch im weiteren Jahresverlauf aufgeholt werden", heißt in dem Bericht.

Die Ökonomen halten an ihrer Prognose vom Dezember fest, wonach das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr 1,2 Prozent betragen wird. "Die Zunahme im Jahr 2011 setzen wir mit 1,8 Prozent etwas niedriger an als in unserer Prognose vom Dezember", schreiben sie. Damals hatten sie damit gerechnet, dass 2011 die Wirtschaft um zwei Prozent wachsen wird. Die schlechtere Vorhersage begründet das IfW damit, dass die für 2011 geplante Senkung der Einkommensteuer geringer ausfallen dürfte als damals erwartet.

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