Kosten der Energiewende:Stadtwerke wollen Atommeiler ersetzen

Wer den Atomausstieg will, muss das Stromnetz ausbauen - die Bundesnetzagentur sagt nun, wie viel die neuen Trassen wohl kosten werden. Die Stadtwerke kündigen derweil Milliardeninvestitionen an, wenn der Ausstieg sicher kommt.

Der Atomausstieg kostet Geld - wie viel, das ist umstritten. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hat jetzt beziffert, wie teuer der Netzausbau wohl wird.

Atomkraftwerk Grohnde

Das Atomkraftwerk Grohnde - betrieben von Eon und den Stadtwerken Bielefeld.

(Foto: dpa)

"Wir rechnen mit 20 bis 40 Milliarden Euro an Kosten", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, im Interview mit der WAZ. Der Betrag verteile sich aber über viele Jahre. "Beim Endkundenstrompreis würde das 1 bis 1,5 Cent je Kilowattstunde ausmachen", sagte Kurth. Der Preisanstieg sei beherrschbar.

Ein Haushalt müsste dem Bericht nach bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden zwischen 40 und 60 Euro an Netzentgelten zusätzlich bezahlen. Kosten für neue Kraftwerke und Windräder sind in dieser Rechnung nicht einbezogen. Die Kosten für die Übertragungsnetze machen nur einen sehr kleinen Teil des Strompreises aus. Sie könnten in Zukunft steigen, wenn mehr Strom durch die Republik geleitet werden muss, um den Wegfall der Atomkraftwerke im Süden durch Windenergie aus dem Norden zu ersetzen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte vor kurzem berechnet, dass eine beschleunigte Energiewende für einen vierköpfigen Haushalt insgesamt etwa eine Erhöhung der jährlichen Stromrechnung von 200 bis 240 Euro bedeute. Wer diese Kosten trage, müsse die Politik entscheiden. Die Erhöhung der Strompreise für Verbraucher sei nur eine Variante - die Kosten könnten auch von den Energiekonzernen selbst bezahlt werden.

Die Stadtwerke wollen im Falle eines schnellen Atomausstiegs in den kommenden Jahren zusätzlich Milliarden investieren. Das sagte der Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen, Stephan Weil, der Frankfurter Rundschau. "Wird die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke zurückgenommen, dann investieren die Stadtwerke bis 2020 zusätzlich sechs Milliarden Euro."

Der Marktanteil der Stadtwerke an der Stromerzeugung würde sich somit nach Berechnungen des Verbands von aktuell 9,2 Prozent auf etwa 20 Prozent verdoppeln. Eon, RWE, Vattenfall und EnBW beherrschen im Moment den Markt der Stromerzeugung.

Laut Weil wollen die Stadtwerke in 9000 Megawatt Kraftwerkskapazitäten investieren. Damit kämen die kommunalen Erzeuger in zehn Jahren auf 22.000 Megawatt, was der derzeitigen Kapazität aller 17 deutschen Atomkraftwerke entspreche.

Die Hälfte dieses Ausbaus, der den sechs Milliarden Euro entspricht, sei aber abhängig vom endgültigen Atomausstieg. "Sonst bleibt das alles in der Schublade, weil die Kernkraftwerke den Bedarf abdecken", sagte Weil.

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