Korruptionsvorwurf:Klage gegen BER-Mitarbeiter

Trüber Herbstmorgen am Hauptstadtflughafen

Herbstlaub vor dem Terminalgebäude des Hauptstadflughafens BER.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Ein Flughafenmitarbeiter soll Zahlungen an die Baufirma Imtech beschleunigt haben - gegen Geld.

Von Jens Schneider, Berlin

Am Freitag vor Weihnachten 2012 soll das Geld übergeben worden sein, am frühen Abend. Als Treffpunkt sei der Parkplatz des Autobahnrasthofes Stolpe Süd an der A 24 gewählt worden, heißt es. Mindestens 150 000 Euro sollen in dem Briefumschlag gewesen sein, der einen Korruptionsfall besiegelt haben dürfte, der viel offenbart über die Vergangenheit der schwierigsten Baustelle der deutschen Hauptstadt - den neuen Berliner Flughafen BER, der seit Jahren nicht fertig wird.

Um den Druck, endlich fertig zu werden, auch darum ging es. Und um den möglichen Versuch eines Angestellten des Flughafens, diesen Druck für sich zu nutzen, ihn zu Geld zu machen. Es geht um Millionenzahlungen, die nicht ausreichend geprüft wurden. Am Ende der Geschichte steht eine Anklage wegen des Verdachts auf Bestechung, in einem besonders schweren Fall. Bekannt ist er seit Monaten, er hat dem Ruf der ewigen Baustelle und seiner früheren Geschäftsführung arg geschadet. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin Anklage erhoben. Vor dem Landgericht Cottbus wird ein früherer leitender Angestellter der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) angeklagt.

Der Mann soll Schmiergeldzahlungen dafür angenommen haben, dass die Auszahlung von millionenschweren Forderungen beschleunigt wurde - für Rechnungen des Unternehmens Imtech, die noch nicht abschließend geprüft worden waren. Deshalb muss sich auch ein einstiger Imtech-Manager wegen mutmaßlicher Bestechung verantworten.

Die Aktivitäten des einstigen Bereichsleiters "Planung und Bau BER" der Flughafengesellschaft reichen der Anklage zufolge in die Monate nach dem Fiasko zurück, als am BER alles besser werden sollte. Im Frühjahr war die Eröffnung zum 3. Juni 2012 abgesagt worden, weil die Brandschutzanlage des BER nicht funktionierte, auch vieles andere nicht. Der Bereichsleiter musste mit Auftragnehmern verhandeln. Die Firmen stellten enorme Nachforderungen. Er sollte neue Verträge so gestalten, dass der Flughafen bald fertig würde.

Einer der wichtigen Auftragnehmer war die Imtech, die in Schwierigkeiten steckte und dringend Geld brauchte. Der Anklage zufolge bot der FBB-Bereichsleiter einem Imtech-Manager an, innerhalb der Flughafengesellschaft dafür zu sorgen, dass deren Nachforderungen schnell gezahlt würden. Er soll einen Anteil von drei Prozent verlangt haben, nach seinen Berechnungen knapp zwei Millionen Euro. Sein Gegenüber soll die Höhe des verlangten Schmiergeldes zurückgewiesen haben, nicht aber das Angebot. So sei eine Anzahlung ausgehandelt worden. Und tatsächlich habe sich der BER-Manager in seinem Unternehmen für die Zahlungen eingesetzt. Die Flughafengesellschaft zahlte Ende Dezember 2012 insgesamt 25 Millionen Euro an Imtech sowie weitere 41 Millionen an eine Arbeitsgemeinschaft von BER-Baufirmen, an der Imtech auch beteiligt war.

Geholfen hat die Sache wohl keinem. Imtech ging im August in die Insolvenz, für den Flughafen-Bau ein herber Rückschlag. Dass der neue Eröffnungstermin im Herbst 2017 schwer zu halten sein könnte, hat auch damit zu tun.

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