Vom VfL Wolfsburg ist niemand angeklagt. Kein Manager und auch kein anderer Verantwortlicher des Werksklubs, der dem Autokonzern Volkswagen gehört. Doch die Fußballbranche wird genau beobachten, was in Stuttgart geschieht, wenn dort bald gegen zwei Führungskräfte von VW sowie gegen zwei ehemalige Manager und einen früheren Berater der Telekom-Tochter T-Systems verhandelt wird. Die fünf Männer sind der Bestechung und Bestechlichkeit rund um einen Sponsoring-Vertrag von T-Systems mit dem VfL Wolfsburg verdächtig. Jetzt hat das Landgericht Stuttgart entschieden, dass es zum Prozess kommt.
Es wird ein Musterverfahren, das weit über den Fußball hinaus Beachtung finden dürfte. Geht es doch um die Grundsatzfrage, inwieweit Sport und Wirtschaft miteinander verquickt werden dürfen; inwieweit zum Beispiel Werbeverträge für Klubs von anderen Geschäften abhängig gemacht werden dürfen. Bereits vor eineinhalb Jahren hat die Staatsanwaltschaft ihre Anklage beim Landgericht eingereicht. Doch es musste nachermittelt werden. Das Gericht ordnete etwa die Vernehmung von VW-Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz an. Geändert hat sich nichts, die Anklage wurde letztlich unverändert zugelassen, teilte das Gericht auf Anfrage mit.
In der Anklageschrift wird der angeblich kriminelle Deal rund um den Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg in allen Details geschildert. Volkswagen habe einen hochdotierten Vertrag mit T-Systems erst dann fortgeführt, als die Telekom-Tochter ihrerseits angekündigt hatte, einen Sponsor-Vertrag mit dem VfL Wolfsburg über vier Millionen Euro pro Saison zu verlängern. Der Deal über die Pflege von Computersystemen bei VW hätte aber nicht an die Unterstützung des Werksklubs VfL gekoppelt werden dürfen, glaubt die Staatsanwaltschaft.
Die Angeklagten weisen jede Schuld von sich. So sei es etwa zu dieser Verknüpfung gar nicht gekommen. VW sagt ganz generell, der Konzern habe niemanden zu einem Sponsoring beim VfL gedrängt: "Wir gehen fair mit unseren Geschäftspartnern um." Ob das stimmt, ist eine spannende Frage beim bevorstehenden Prozess. In den Ermittlungsakten finden sich viele Hinweise darauf, dass mancher Werbepartner des Werksklubs nicht so ganz freiwillig in ein teures Sponsoring einwilligte. Mittlerweile ist T-Systems übrigens kein VfL-Förderer mehr.