Vor einem Jahr waren anoyme Briefe zunächst bei Media-Saturn eingegangen. Später war die Augsburger Staatsanwaltschaft Adressat. Der Verfasser verfügt wohl über reichlich Insiderwissen, resümiert ein interner Untersuchungsbericht, den die Wirtschaftsprüfer von KPMG im Auftrag von Media-Saturn erstellten. Viele Informationen aus dem Brief würden stimmen. Ob Bestechlichkeit vorlag, dazu schweigt der Bericht.
Die Ermittler sollen auf einen merkwürdigen Geldfluss gestoßen sein. Es geht um 800.000 Euro. Sie wurden von einer der Firmen von Peter N. einer anderen Firma in Rechnung gestellt. Einer Firma, an der zum fraglichen Zeitpunkt die Ehefrau eines Media-Saturn-Managers beteiligt gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft vermutet dahinter eine Scheinrechnung ohne entsprechende Gegenleistung. Peter N., der ebensowenig wie sein Anwalt für eine Stellungnahme erreichbar war, kontrollierte ein Geflecht von Promotion-Firmen wie Addvision oder Marketing Vision, die meist in Wetzlar ansässig waren. Viele der Unternehmen sind inzwischen pleite.
Die KPMG-Prüfer stießen auch auf ein merkwürdiges Kreditgeschäft. So gewährte die deutsche Landesgesellschaft von Media-Saturn einer Firma von Peter N. im Jahr 2007 einen Kredit über 300 000 Euro. Der Vertrag trägt auch die Unterschrift des nunmehr beschuldigten Mitglieds aus der Media-Saturn-Geschäftsführung. Das Geld scheint als Anschubfinanzierung für die Promotions-aktivitäten in Elektronik-Märkten gedacht gewesen zu sein. Der Kredit wurde zwar mit acht Prozent verzinst, doch wurden offenbar keinerlei Sicherheiten vereinbart, monierten die KPMG-Prüfer.
Alle Beschuldigten bestreiten jegliche Korruptionsvorwürfe. Auch Peter N. soll Zahlungen an Media-Saturn-Leute bestritten haben. Allerdings soll er eingeräumt haben, dass es Einladungen zu Reisen, teuren Essen und Veranstaltungen an die Geschäftspartner gegeben habe. Auch die Helidad AG, zu der die Firma Addvision zeitweise gehörte, hegte wohl schon früher Verdacht - als bei Addvision plötzlich unerklärlicherweise 800.000 Euro Fehlbetrag auftauchten. Im November 2010 bekam Media-Saturn offenbar von Helidad bereits einen Hinweis, dass es zu hohen Zahlungen von Addvision an Media-Saturn-Manager gekommen sein könnte. Die Rede war von zwei bis drei Millionen Euro.
Am kommenden Montag treffen sich die Media-Saturn-Gesellschafter erst einmal in Ingolstadt - es dürfte der nächste Showdown im Machtkampf zwischen Metro und Kellerhals werden. Auch der Umgang mit dem belasteten Top-Manager soll dann zur Sprache kommen. Kellerhals und Stiefel haben bereits beantragt, die Geschäftsführung von Media-Saturn solle umfassend Stellung nehmen.
Und die Metro fordert weiterhin personelle Konsequenzen. Nach einem schnellen Ende sieht das nicht aus. Der Zoff geht weiter - Krach ist geil!