Korruptionsaffäre:Früherer Deutschland-Chef von Media Markt verhaftet

Die Korruptionsermittlungen bei der Metro-Tochter Media Markt zielen mittlerweile direkt in die Unternehmensspitze. An diesem Mittwoch wurden zwei Beschuldigte verhaftet, darunter auch der frühere Deutschland-Chef von Media Markt.

Uwe Ritzer

Der Korruptionsskandal bei Europas größtem Elektronikhändler Media Saturn zieht immer weitere Kreise. Am heutigen Mittwoch wurden zwei weitere Beschuldigte verhaftet. Einer davon ist der ehemalige Top-Manager Michael Rook. Er gehörte bis Ende Oktober der neunköpfigen Geschäftsführung von Media-Saturn an und war Deutschland-Chef von Media Markt. Insgesamt sitzen nun sechs Beschuldigte in Untersuchungshaft. Gut möglich, dass es dabei nicht bleiben wird.

Media Markt

Der Tatvorwurf gegen den Top-Manager lautet auf gewerbsmäßige Bestechlichkeit in 70 Fällen.

(Foto: dpa)

Für die Ermittler der Staatsanwaltschaft Augsburg scheinen sich die Vorwürfe damit weiter zu erhärten. Der Wetzlarer Unternehmer Peter N., der ebenfalls in U-Haft sitzt, steht im Verdacht, jahrelang ranghohe Media-Markt-Manager geschmiert zu haben, um bundesweit exklusiv in den Märkten der Elektronikkette DSL-Verträge an Kunden vertreiben zu dürfen.

Mittlerweile 19 Beschuldigte

Von 3,5 Millionen Euro ist die Rede, die er im Gegenzug an Verantwortliche von Media-Saturn bezahlt bezahlt haben soll. Die Geldströme sollen über Scheinrechnungen unter anderem mit Hilfe von Firmen aus Berlin, Frankfurt und München getarnt worden sein.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 19 Beschuldigte. Bereits vor einigen Wochen wurde Bruno H. verhaftet. Auch er gehörte dem Führungszirkel der deutschen Media-Markt-Organisation an und war zudem der engste Mitarbeiter von Michael Rook. Die beiden wurden durch anonyme Schreiben belastet, die bereits 2010 bei Media Saturn und der Staatsanwaltschaft eingingen.

Obgleich sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit Wochen im Raum standen, wurde Rook zum Jahresende 2010 in die Geschäftsführung der Media Saturn Holding befördert, den obersten Führungszirkel des Konzerns. Erst Ende Oktober wurde Rook suspendiert, nachdem sich die Vorwürfe gegen ihn offenkundig erhärtet hatten. Dass er nunmehr ebenfalls in U-Haft einrücken musste, begründete ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg mit Flucht- und Verdunkelungsgefahr.

Rook werden 70 Fälle der gewerblichen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr, vorgeworfen. Wie die SZ aus Justizkreisen erfuhr, soll der ehemalige Top-Manager nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Schmiergeld in siebenstelliger Höhe kassiert haben, so zumindest der Vorwurf.

Diesen haben offenbar andere Beschuldigte und Zeugen bei Vernehmungen in den vergangenen Wochen erhärtet. Rooks Anwalt war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. In der Vergangenheit hatte der Manager die Anschuldigungen stets bestritten.

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