Korruptionsaffäre:Daimler unter der Fuchtel von Ex-FBI-Chef

Überwachung vom Profi: Ein ehemaliger FBI-Chef beobachtet die Aufarbeitung der Daimler-Korruptionsaffäre ganz genau.

Bei Korruptionsvorwürfen verstehen die USA keinen Spaß - diese schmerzhafte Erfahrung hat in der Vergangenheit bereits der Siemens-Konzern machen müssen. Aber auch für den Stuttgarter Autohersteller Daimler hat die Bestechungsaffäre drastische Folgen. Zwar darf sich der Konzern mit der Zahlung von 185 Millionen Dollar quasi freikaufen. Doch damit geben sich die US-Behörden nicht zufrieden.

So muss sich Daimler künftig von dem ehemaligen FBI-Direktor Louis Freeh überwachen lassen. Er soll die Bemühungen um eine Bereinigung der Affäre beaufsichtigen. Freeh sei auf Wunsch von Daimler bereits vor mehreren Jahren hinzugezogen worden, sagten zwei mit den Ermittlungen vertraute Personen. Er solle dies auch weiterhin tun.

Anerkennung von den Korruptionswächtern

Lob für seine Aufklärungsarbeit bekommt der Autohersteller unterdessen ausgerechnet von den Korruptionswächtern von Transparency International.

So seien seit 2005 erhebliche Anstrengungen unternommen worden, Korruptionsfälle aufzuklären, sagte Peter von Blomberg, der Vizechef von Transparency Deutschland der Berliner Zeitung. Zudem habe man neue interne Kontrollsysteme installiert. "Wenngleich kein Vorstandsmitglied Konsequenzen ziehen musste, beim Personal der zweiten Ebene ist eine ganze Menge passiert", sagte von Blomberg. Konzernchef Dieter Zetsche, das wurde jetzt bekannt, ging gegen mehr als 60 Mitarbeiter vor. Etwa 45 Beschäftigte mussten den Konzern verlassen, wie aus US-Gerichtsunterlagen hervorgeht.

Das US-Justizministerium hat Daimler Schmiergeldzahlungen in erheblichem Ausmaß vorgeworfen.

Zigmillionen Dollar sollen an Regierungsvertreter in China, Russland, Ägypten, Griechenland und mindestens 18 weiteren Staaten geflossen sei. Der deutsche Autohersteller will sich mit 185 Millionen Dollar (138 Millionen Euro) in dem Verfahren freikaufen. Der Konzern habe einem entsprechenden Abkommen mit der Justiz zugestimmt, verlautete aus unterrichteten Kreisen in Washington.

Daimler und Renault vor Einigung

Die Einigung sieht offenbar vor, dass zwei Konzerntöchter bei einer gerichtlichen Anhörung in Washington am 1. April ein Schuldeingeständnis ablegen. Im Gegenzug soll auf eine förmliche Anklage gegen die Daimler AG verzichtet werden. Eine Daimler-Sprecherin in Stuttgart erklärte, vor dem 1. April werde der Fall nicht kommentiert.

Fortschritte gibt es bei Daimler jedoch nicht nur in Sachen Korruptionsbekämpfung. Auch bei den Kooperationsgesprächen mit Renault kommen die Schwaben offenbar voran.

Eine Vereinbarung über eine "symbolische" Überkreuzbeteiligung stehe kurz vor dem Abschluss, berichtet die Financial Times mit Verweis auf mit der Situation vertraute Personen. Der Zeitung zufolge sollen die Hersteller jeweils knapp drei Prozent vom anderen Unternehmen übernehmen. Dabei würden sie unter der Grenze bleiben, ab der eine Beteiligung öffentlich gemacht werden muss, sagte ein Beobachter dem Blatt. Beide Autobauer wollten der Zeitung gegenüber keinen Kommentar abgeben.

Die Vereinbarung werde voraussichtlich im April mitgeteilt, hieß es weiter. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte in der Vergangenheit zugegeben, dass es Gespräche mit Renault gebe. Eine Entscheidung solle bis Ende Juni mitgeteilt werden. Bei den Gesprächen geht es laut FT um die Zusammenarbeit bei Kleinwagen, Transportern, Motoren und Elektrofahrzeugen. Renault plant zusammen mit seinem japanischen Allianzpartner Nissan eine der größten Elektroautoflotten der Branche.

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