Korruption:Mehr Taten, weniger Schaden

Im vergangenen Jahr ermittelte die Polizei in mehr als 5000 Fällen wegen Korruption.

Von Katharina Kutsche, München

Korruption bleibt in Deutschland ein Problem, das die Ermittlungsbehörden und die Wirtschaft beschäftigt. Im vergangenen Jahr zählte die Polizei 5428 Straftaten in diesem Bereich. Das geht aus dem Bundeslagebild Korruption hervor, das das Bundeskriminalamt (BKA) Anfang der Woche veröffentlichte.

Im Vergleich zu 2018 sind die Gesamtzahlen zwar gestiegen, im Fünfjahresvergleich aber zeigen sich starke Schwankungen. Das BKA erklärt das mit Großverfahren, die in einzelnen Bundesländern geführt wurden. Solche Verfahren mit vielen Einzelfällen und vielen Beschuldigten können den Durchschnitt deutlich verschieben.

Im jährlichen Index der Nichtregierungsorganisation Transparency International liegt Deutschland auf dem neunten Platz. Damit wird gemessen, in welchem Ausmaß Korruption in 180 Ländern wahrgenommen wird - Platz 9 ist da positiv. Gleichwohl verheißen die Ergebnisse des BKA nichts Gutes. Seit Jahren bemühen sich Unternehmen und Behörden um Compliance, also darum, dass Mitarbeiter Gesetze, Richtlinien, aber auch selbstgesetzte Moralkodizes einhalten. Schäden, die durch Korruption entstehen, trägt in aller Regel die Gesellschaft, etwa wenn Steuergelder fehlen, die in Schulen, Kultur, Straßen oder in den Wohnungsbau investiert werden könnten. Rein rechnerisch verursachte jede Tat einen Schaden von 41 000 Euro, im Vorjahr waren es 142 000 Euro.

Trotz Präventionsmaßnahmen sind die Fallzahlen in zwei wesentlichen Bereichen gestiegen: zum einen bei der Bestechung und Bestechlichkeit von Amtsträgern wie Beamten und Richtern, zum anderen im geschäftlichen Verkehr. Das BKA geht von einem großen Dunkelfeld aus, denn die Täter zeigen sich in der Regel nicht gegenseitig an.

Die Ermittler unterscheiden zwischen Gebern und Nehmern. Erstere sind vor allem Menschen aus der Wirtschaft; sie stammen aus dem Dienstleistungssektor, der Automobil- und Baubranche, der Rüstungs- und Pharmaindustrie. Auf der Nehmerseite halten vor allem Amtsträger die Hände auf. Kurios: Im vergangenen Jahr waren es hauptsächlich Eintrittskarten für Veranstaltungen, mit denen sich Behördenmitarbeiter locken ließen. Beamte, die mit jedem Strafverfahren immer auch dienstrechtliche Konsequenzen fürchten müssen, gefährden den festen Job also manchmal schon für wenige hundert Euro.

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