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Korruption im Ausland:Deutsche Bahn sagt Griechenland ade

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Es ist eine Schmiergeld-Affäre, die die Frankfurter Staatsanwaltschaft aufgedeckt hat. Allein in Griechenland soll die Bahn-Tochter DB International 315.000 Euro "abgezweigt" haben, um Auftraggeber zu bestechen. Auch in anderen Ländern wurde so verfahren. Nun startet die Bahn einen Neuanfang und zieht sich aus korruptionsanfälligen Staaten zurück.

Von Klaus Ott

Die Deutsche Bahn (DB) ist wählerisch geworden. Geschäfte in Griechenland: eingestellt. In Algerien, Libyen und Ruanda: auch nicht mehr erwünscht. Thailand: ebenfalls kein Bedarf mehr. Anlass: Erkenntnisse aus einem Ermittlungsverfahren der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen Korruption bei der Bahn. Die Tochterfirma DB International (DBI) hat im vergangenen Jahrzehnt und vielleicht auch früher schon in etlichen Staaten kräftig geschmiert, um Beratungs- und Planungsaufträge für Eisenbahnprojekte zu bekommen. Beispielsweise in Griechenland bei der Metro, die den Flughafen mit der Stadt, dem Hafen und Korinth verbindet. 315.000 Euro sind laut Ermittlungsergebnissen aus den Bahn-Kassen abgezweigt worden, um griechische Auftraggeber zu bestechen.

Man habe Konsequenzen gezogen und sich "aus Geschäften in vielen Ländern mit bekannt hohen Korruptionsrisiken zurückgezogen", sagt Vorstand Gerd Becht, zuständig für Compliance und Recht. "Es waren tiefgreifende Einschnitte und ein genereller Neuanfang nötig." Von mehr als 30 DBI-Beschäftigten hat sich die Bahn getrennt. Geschäftsführer, Projektleiter und so fort. Darunter war auch der damalige Niederlassungschef in Griechenland. Zahlreiche Verträge mit dubiosen Beraterfirmen wurden gekündigt. Die Auslandsbüros dürfen maximal nur noch umgerechnet 500 Euro in der jeweiligen Landeswährung in der Bargeldkasse haben. Barzahlungen über 100 Euro sind verboten.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 37 Beschuldigte, fast alle ehemalige DBI-Mitarbeiter. Die Ingenieurfirma Lahmeyer aus Bad Vilbel in Hessen, ein Partnerunternehmen der Bahn, musste 600.000 Euro Bußgeld zahlen. Ein Lahmeyer-Mitarbeiter war laut Staatsanwaltschaft in die Schmierereien in Athen verwickelt und erhielt 30.000 Euro Geldstrafe aufgebrummt. Vier weitere Lahmeyer-Leute kamen glimpflicher davon. Ihre Verfahren wurden gegen Geldbußen eingestellt. Die weltweit tätige Ingenieursfirma hat die Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung der Delikte unterstützt und aufgeräumt. Keiner der Betroffenen ist mehr bei Lahmeyer beschäftigt. Der Geschäftsbereich Transport wurde 2011 aufgelöst. Neue Strukturen und mehr Kontrollen sollen verhindern, dass so etwas nochmals passiert.

Die Bahn verklagt rund zehn ehemalige DBI-Verantwortliche auf Schadensersatz. Das kann teuer werden.

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Quelle:
SZ vom 18.06.2013
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