Korruption:Ermittlungen gegen Bahn-Tochter

Neuer Korruptionsverdacht bei der Deutschen Bahn: Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Mitarbeiter einer Tochterfirma.

Daniela Kuhr

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt bei einer Tochter der Deutschen Bahn in einem größeren Korruptionsfall. Mitarbeiter der DB International GmbH (DBI) sollen im Ausland, unter anderem in Algerien, Ruanda und Griechenland, Entscheidungsträgern Zuwendungen gewährt haben, die bis in das Jahr 2005 zurückgehen. Das teilte die Deutsche Bahn am Freitagabend mit.

Deutsche Bahn AG, DB International GmbH ; AP

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt bei einer Tochter der Deutschen Bahn in einem größeren Korruptionsfall.

(Foto: Foto: AP)

Der Konzern hatte die Staatsanwaltschaft bereits vor einem Jahr auf die Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht. Daraufhin hat die Staatsanwaltschaft nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zwei Mal Privat- und Geschäftsräume in Berlin und Frankfurt durchsucht. Die letzte Durchsuchung fand am Mittwoch statt. Weil sie neue Hinweise brachte, beauftragte die Deutsche Bahn am Freitag die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit einer Sonderuntersuchung bei DBI. "Wir haben ein ureigenes Interesse, diese Vorgänge schnell und restlos aufzuklären", sagte Gerd Becht, Vorstand für Recht und Compliance, bei der Deutschen Bahn.

DBI berät in den betreffenden Ländern bei Infrastrukturprojekten und bietet Ingenieurleistungen an. Das Volumen der fragwürdigen Zahlungen liegt nach ersten Erkenntnissen der Bahn im unteren einstelligen Millionenbereich. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte am Freitag, die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang. Es sei bislang niemand verhaftet worden. Die Bahn hat sich von den Mitarbeitern noch nicht getrennt.

Korruption ist für die Bahn schon lang ein ernstes Thema. Eine Zeit lang galt sie als vorbildlich bei der Bekämpfung dieser Straftat. Doch Anfang vergangenen Jahres stellte sich heraus, dass der Konzern es in der Vergangenheit mit seinen Kontrollen übertrieben hatte. Ohne Rücksicht auf datenschutzrechtliche Vorgaben waren massenhaft Daten von Mitarbeitern mit denen von Lieferanten heimlich abgeglichen, E-Mails überprüft und zum Teil sogar Festplatten kontrolliert worden.

Im Zuge dieser Vorwürfe musste der damalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn Ende März seinen Hut nehmen. Sein Nachfolger Rüdiger Grube ließ die Vorgänge umfassend aufklären. Schon da setzte er auf externe Ermittler von KPMG. Inzwischen hat der Konzern ein eigenes Vorstandsressort für den Bereich Recht, Datenschutz und Compliance geschaffen. Der zuständige Vorstand Gerd Becht soll dafür sorgen, dass Korruption zwar weiterhin strikt bekämpft wird, aber nur unter strenger Wahrung aller gesetzlichen Vorschriften.

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